IN DER MITTE ENTSPRINGT EIN BACH

Im Salzkamergut gibt es viele Karstquellen. Die wichtigste Besonderheit von Karstquellen folgt aus der Tatsache, dass in Gebieten mit oberflächlichem Carbonatgestein dieser im Laufe der Zeit durch den Kohlensäuregehalt des Regenwassers in lösliches Calciumhydrogencarbonat verwandelt wird. Dadurch entstehen Höhlen und unterirdische Bäche, so dass das Wasser bereits nach wenigen Tagen an einer Quelle wieder austritt. Anders als bei Grundwasser erfolgt keine Reinigung und es kommt zu einer sehr unterschiedlichen Schüttung: Unwetter, Schneeschmelze und jahreszeitliche Schwankungen der Niederschlagsmenge sind an der Quelle deutlich bemerkbar.

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Oberhalb von Lauffen, am Fuße der Katrin, kommt eine Quelle aus der Felsspalte

Die Karstquellen im Rettenbachtal

Hier entwässert in der Ortschaft Rettenbach-Steinfeld, das Schmelzwasser und die Niederschläge vom Brandenberg und der „Hohen Schrott“. Es ist ein Naturschauspiel, wenn hier Mitten im Wald, ein Bach enspringt, nach dem Motto „In der Mitte entspringt ein Bach„! Im Gebiet der Hohen Schrott gibt es derzeit 256 bekannte Höhlen, die auch teilweise unterirdische Seen beherbergen.

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Karstquelle im Rettenbachtal – hier kommt mit der Schneeschmelze ein kleiner Bach aus dem Berg.

Viele Karstquellen fallen in niederschlagsarmen Zeiten trocken, man spricht dann von intermittierenden Quellen. Wieder andere sind die meiste Zeit des Jahres trocken und schütten nur nach starken Niederschlägen und zur Schneeschmelze. Quellen, die nur in nassen Jahren schütten, werden häufig Hungerbrunnen genannt, was daran liegt, dass der Volksmund einen Zusammenhang zwischen dem Schütten der Quelle und einem schlechten Ertrag in einem verregneten Jahr sieht. Es handelt sich dabei jedoch eher um einen kulturell bedingten Aberglauben. Wissenschaftliche Untersuchungen an verschiedenen Hungerbrunnen konnten einen derartigen Zusammenhang nicht nachweisen.

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Bad Ischl mit Traun und den Jainzen

Das „Wasserschloss“ von Bad Ischl

Das gesamte Katergebirge um Bad Ischl ist ein typisches Kalkkarstgebiet. Der ausgedehnte Plateaubereich und auch die höher gelegenen Bergflanken bestehen überwiegend aus stark verkarsteten Dachsteinkalk mit nach unten offenen Karren und Dolinen.

Karstgebiete haben keine permanenten Oberflaechengewaesser

Als Konsequenz der starken Verkarstung finden sich im Plateaubereich trotz des hohen Niederschlagsangebots keine permanenten Oberflächengewässer. Der oberirdische Abfluss versickert rasch in den offenen Spalten und Hohlräumen des Untergrundes und tritt nach nur kurzer Verweilzeit im Berg wieder in mehreren bedeutenden Karstquellen im Tal zutage. Dies ist auch für die Trinkwasser-Versorgung der Stadt Bad Ischl relevant, da der Wasserbedarf der Kurstadt zu etwa 70% von der 1895 eröffneten Hochquellenleitung der Anlage Wildenstein am Nordfuß der Katrin gedeckt wird. Die Katrin stellt somit das „Wasserschloss“ für die Trink- und Nutzwasserversorgung von Bad Ischl dar und bedarf eines besonderen Natur- und Landschaftsschutzes.

Im Stadtrevier mit Blick auf die Katrin
Bad Ischl an der Traun, im Hintergrund die Katrin und Hainzen

Ein geologischer Blick auf die Katrin

Die Nordabbrüche bestehten großteils aus mehreren hundert Metern mächtigen, geschichteten und dolomitreichen Dachsteinkalk, der in der jüngeren Trias-Zeit vor etwa 215-200 Mio. Jahren in einer seichten tropische Meereslagune abgelagert wurde. Deutlich ist im Gipfelbereich der Katrin und am Hainzen die steil gestellte Stirn der Dachsteinbänke zu erkennen. Diese Steilstellung entstand durch den Nordschub der Gamsfeldmasse im Rahmen der Gebirgsbildung, was auch zur Folge hatte, dass die Dachsteinkalkbänke nun auf Gesteinen der Hallstätter Zone von Bad Ischl liegen. Ihre jetzige Gestalt verdankt die Katrin der schürfenden Tätigkeit des Traungletschers während der Eiszeit.

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Der Nussensee, am Fuße der Katrin und des Hainzen, wird von Karstquellen gespeist

Nussensee am Fuße des Katergebirges

Der Nussensee in Bad Ischl am Fuße des Katergebirges ist 10 ha groß und 14,7 m tief. Er hat steinige Ufer, ist von Wald umgeben und wird nur durch kleine Zubringerbäche, die nicht ständig Wasser führen, sowie durch einige Karstquellen im See gespeist und durch den Nussenbach entwässert. Der Seespiegel weist extreme Schwankungen von 5 bis 6 m auf.

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Beim Haleswiessee verschwindet ein Bach in der Wiese…

In der Mitte verschwindet ein Bach

In einer Schwinde, einer Öffnung in der Geländeoberfläche, an der ein fließendes oder stehendes Gewässer abfließt und unterirdisch weiterfließt. Eine Schwinde ist eine typische, in vielen Regionen der Erde auftretende Karsterscheinung, und tritt daher häufig in Kalkböden auf. Je nach Verhältnis zwischen Größe der Öffnung sowie des Volumens des sich anschließenden unterirdischen Höhlensystems (Durchflusskapazität) und der Zuflussmenge des entsprechenden Gewässers, unterscheidet man im deutschen Sprachraum Schwinden und Schlinger.

Genau so beeindruckend, wie eine Karstquelle, ist auch eine Schwinde, wie man diese gleich in der Wiese, vorzugsweise im Frühjahr zur Schneeschmelze oder im Herbst, gleich neben den Haleswiessee ansehen kann. Hier verschwindet ein kleins Bächlein in der Wiese und angeblich entwässert auch bei Hochwasser, der Haleswiesse in diese Schwinde!

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Eine Schwinde kann man sich am Haleswiessee ansehen, da verschwindet ein Bach in der Wiese!

Schwinde (man sagt auch Flussschwinde, Bachschwinde oder Wasserschwinde) bezeichnet hierbei jenen Fall, in dem die Zuflussmenge geringer ist, als die Durchflusskapazität des Höhlensystems. Dies äußert sich darin, dass ein Bach in einer entsprechenden Öffnung, im wahrsten Sinne des Wortes, einfach verschwindet.

Schlinger bezeichnet hingegen jenen Fall, in dem die Zuflussmenge größer ist als die Durchflusskapazität des Höhlensystems. Dadurch befindet sich die Öffnung, durch die das Wasser in den unterirdischen Hohlraum abfließt, unterhalb der Gewässeroberfläche. Allerdings kann, wenn die Wassermenge jahreszeitlich oder klimabedingt abnimmt, das Gewässer auch vollständig geschluckt werden, d.h., ein Schlinger kann sich gegebenenfalls in eine Schwinde umwandeln.

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Der Haleswiessee ist auch vom Weissenbachtal aus gut erreichbar

Der Haleswiessee liegt auf der Freifläche der Vorderhaleswiesalm in St. Wolfgang auf einer Seehöhe von ca. 800 m üNN. Er hat keine oberirdische Entwässerung. Hohe Wasserstände laufen innerhalb weniger Tage in einer nahegelegenen Schwinde in die Hohlräume des Karstes ab. Rund um den See hat sich ein streng in Zonen gegliederter Verlandungsgürtel gebildet. Er zählt zu den naturbelassensten Seen Oberösterreichs.

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Um den Haleswiessee, mit Schwarzensee und Meisereben, ist ein sehr schönes Wandergebiet – mit interessanten Naturereignissen!

Auch die Gosauseen werden von unterirdischen Karstquellen gespeist und teils zur Energieerzeugung verwendet. Dieser großflächiger Kalkgebirgsstock, der intensiv verkarstet ist und die höchsten Berge von Oberösterreichs beinhaltet, ist eine sehr sensible Gegend. Eine Verunreinigung des Wassers hat Auswirkungen in allen umliegenden Quellen und somit im gesamten Traunviertel.

Naturerleben Salzkammergut

Im Salzkammergut kann man aber abgesehen von christlichen und kultischen Plätzen wesentlich mehr „Glücksplätze” mit Naturphänomenen erwandern: Das Wildmoos Hochmoor und die Burggrabenklamm im MondSeeLand, Mondsee-Irrsee, den Wasserfall in der Plötz bei Ebenau, den Steinbrunnen mit rechtsdrehendem Heilwasser in Heiligenleiten im Almtal. Sehenswert ist auch der Lawinen- oder Lopernstein im Ausseerland – Salzkammergut mit Schlünden und Wetterlöchern, die fast senkrecht in die Erde führen. Schon Kaiser Franz Josef besuchte einst den Hirschbrunn, eine Karstquelle am Dachstein, die bei starken Regenfällen springbrunnenartig austritt. Der Einsiedlerstein bei Bad Ischl mit Versteinerungen aus der Eiszeit und der Satzstein am Hintersee, ein rhätisches Korallenriff aus der Osterhorngruppe, sind einen Besuch wert.

Quelle:
  • Wikipedia – Karstquellen
  • Wikipedia – Schwinde
  • Katrinseilbahn

„Es ist unmöglich, zweimal in denselben Fluß hineinzusteigen“

Zitat von: Heraklit