MUSCHEL KARTIERUNG IM FROSKG

Die Bestände der heimischen Süßwassermuscheln unterliegen seit Jahrzehnten einem dramatischen Rückgang. Auf europäischer Ebene wird die Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) und auch die Gemeine Teichmuschel als „Art des gemeinschaftlichen Interesses“ in den Anhängen II und IV der FFH – Flora-Fauna-Habitat Richtlinie angeführt. Neben der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera), die in den Roten Listen für Österreich und Deutschland als „vom Aussterben bedroht“ geführt wird (KÜHNELT 1983,
BLAB et al. 1984), ist die Gemeine Flussmuschel die am stärksten gefährdete Muschelart in
Oberösterreich. In der Roten Liste der Weichtiere Österreichs ist sie ebenfalls als „vom Aussterben
bedroht“ gelistet. Der hier vorliegende Bericht dokumentiert, dass wir noch einige Vorkommen im Fischereirevier Oberes Salzkammergut (FROSKG) haben, diese Vorkommen können wir jedoch nicht öffentlich publizieren, da es leider „Sammler“ gibt, die uns diese letzten Bestände ab glauben und damit eine zusätzlich Gefahr für die Muschel Bestände darstellen.

Muschelfunde bitte melden

Leere Muschelschalen werden aus verschiedenen Gewässern immer wieder gemeldet. Es dürfte sich hierbei, zumeist um die „Gemeine Teichmuschel“ handeln. Sie werden aber, wie bei ihrer nahe Verwandten auch, durch ein zahnloses, glattes Schloss zusammengehalten. Die „Gemeine Teichmuschel“ ist vorwiegend getrenntgeschlechtlich. Ihre Larven entwickeln sich ebenfalls im Winter. Vor der Umwandlung zur Jungmuschel leben sie für einige Wochen gerne an den Flossen von Barschen, Rotaugen oder Bitterlingen. Die Gemeine Teichmuschel war in weiten Teilen Europas früher sehr häufig. Stellenweise wurde sie sogar als Viehfutter für Schweine oder Enten genutzt und somit als Entenmuschel bezeichnet. In Österreich ist sie heute potenziell gefährdet. Sie wie alle heimischen Muscheln unter Naturschutz gestellt.
Leere Muschelschalen Funde im FROSKG. Nach optischen Vergleich dürfte es sich dabei um die „Gemeine Teichmuschel“ handeln.
Für die Bestimmung ist bei der Teichmuschel vs. der Flussmuschel angeben: „Schloss hat keine Zähne“, dh. daher dürfte es sich bei den Muschelfunden um die Gemeine Teichmuschel handeln.

Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina)

Da ich mit Muscheln recht wenig Erfahrung habe, beruht meine Bestimmung auf Literaturangaben. Wie die Darstellung in obigen Foto zeigt, dürfte es sich beim Muschel Vorkommen um die „Gemeine Teichmuschel“ (Anodonta anatina) handeln. Da im Vergleich zur „Gemeinen Flussmuschel“ in der Literatur z.B.: „Beim Fund von Muschelschalen auf Zähne achten. Der Zahn ist eine Schließvorrichtung nahe dem Wirbel. Die Bachmuschel ist deutlich gezahnt, die Teichmuschel dagegen hat keine Zähne auf der Schlossseite.“ angeben, so sind meine Funde der „Gemeine Teichmuschel“ zuzuordnen.

Im Salzkammergut gibt es zwar schon sehr selten, jedoch einzelne Sichtungen zeigen es, verschiedene Großmuschelarten. In Fließgewässern sind dies meist die „Gemeine Flussmuschel“ und die „Gemeine Teichmuschel“, welche sich nebenstehenden Gewässern auch in Fließgewässern niederlässt. Quelle: Landschaftspflegeverband Unterallgäu e. V.

Teichmuschel und Bitterling

Wenn sich ein Bitterlings Männchen mit einem Weibchen paaren möchte, dann sucht es sich zuerst eine Muschel aus. Mit dem unscheinbaren Schuppenkleid ist jetzt Schluss: Prächtig gefärbt mit rötlichem Bauch und roter Afterflosse wirbt das Männchen um die Weibchen. Sein Ziel: Es will ein Weibchen zu seiner Muschel locken.

In unseren Gewässern wir es nicht der Bitterling sein

Der Bitterling besiedelt vor allem stehende und langsam fließende Gewässer, wobei er für eine erfolgreiche Vermehrung die Nähe von Teichmuscheln angewiesen ist. Das Weibchen platziert mit seiner Legeröhre die Eier in die geöffnete Kiemenhöhle der Muschel, dicht gefolgt vom Männchen, dessen Spermien, vom Atemwasserstrom der Muschel eingesaugt werden. Die Fischbrut entwickelt sich gut geschützt in der Muschel, bis sie frei umher schwimmen können. Auch die Muschel profitiert von dieser Symbiose, in dem sich ihre Larven an den vorbeischwimmenden Fisch heften und sich in die Fischhaut einnisten.

Wenn Abhängigkeiten verschwinden

Der Rückgang der Muschelbestände in den letzten Jahrzehnten ist somit auch eine der Hauptursachen für den drastischen Bestandsrückgang des Bitterlings. Da der Bitterling aber auch Kleinstgewässer bewohnt, werden bei Trockenlegungen oft ganze Populationen dieser Fischart vernichtet.

Vorkommen von Bitterlingen

In den Gewässersystemen in Deutschland und Österreich wurde der Bitterling erst im 18. Jahrhundert häufig und wäre dort als regionales Neozoon zu werten, was zu Konflikten hinsichtlich seiner Listung im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EEC) führt.

FREYHOF (2007) kommt G. aculeatus gar nicht in Österreich vor und die Meldungen betreffen G.
gymnurus, der in weiten Teilen Deutschlands als heimisch, in der oberen Donau jedoch als
gebietsfremd angesehen wird. Auch Pungitius pungitius ist nach KOTTELAT & FREYHOF (2007) ein
regionales Neozoon, einheimisch in weiten Teilen Deutschlands, jedoch gebietsfremd im
Donaueinzugsgebiet. Nach HAUER (2007) gehen die Vorkommen beider Stichlingsarten in Österreich
auf Freisetzungen durch Aquarianer zurück.

Der Bitterling ist zwar eine im Leitbild angeführten Art konnten in den letzten Jahren nur vereinzelt bzw. gar nicht in den Fließgewässern des Untersuchungsgebietes nachgewiesen werden. Es handelt sich hierbei um stagnophile Arten, die zum Teil sowohl im Irr- als auch Mondsee vorkommen aber selten in den Zuflüssen mit Bereichen höherer Strömung anzutreffen sind. Der Bitterling, der in der Leitbildzönose der Zeller Ache nach HAUNSCHMID et al. (2006) aufscheint, ist aus dem Untersuchungsgebiet weder historisch noch aktuell bekannt.

D.h. beim Bitterling handelt es sich um eine seltene, heute bereits verschollene Arten bei der auch eine
Rekonstruktion einer historischen Verbreitung anhand konkreter Fundorte schwierig nachzuvollziehen ist. Sollte es Vorkommen geben, so sind diese ev. auf das Aussetzen von Aquarien Fische zurückzuführen.

Da die Teichmuscheln Zwitter sind und bis zu 600.000 Eier in den Kiemen befruchten sind die durchaus auch ohne Bitterlinge Fortpflanzungsfähig. Die Brutpflege findet dann in den Spalträumen zwischen den Kiemen statt. Die große Teichmuschel ist ein Langzeitbrüter. Bei der Großen Teichmuschel (wie auch bei allen anderen Arten der Teichmuscheln) überwintern die Larven im Gegensatz zu den Flussmuscheln in den Kiemen und werden erst im zeitigen Frühjahr ausgestoßen. Die Larven besitzen bereits eine kleine, zweiklappige Schale und leben in den Kiemen von Fischen in einen parasitären Stadium. 

Oben: Ein seltener Anblick – Bitterlings Männchen, Mitte Juni in seinem bunten Balzkleid.

Weil Bitterlinge ihre Eier in Bach- und Teichmuscheln ablegen. Mit einer langen Legeröhre platziert das Weibchen einige Eier genau zwischen den Kiemen der Muschel. Dort werden sie auch vom Männchen befruchtet. Der Platz ist gut gewählt: Zwischen den harten Muschelschalen sind die kleinen Bitterlings Larven vor Feinden gut geschützt. Rund zwei bis vier Wochen bleiben sie erstmal, wo sie sind.


Ein Schwarm Bitterlinge sind auf der Suche nach Teichmuscheln.

Nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“ nutzt die Muschel die kleinen Larven als Taxi für ihren eigenen Nachwuchs. Kaum sind die Bitterlings Larven geschlüpft, heften sich winzige Muschellarven an die Mini-Fische. Wenn die kleinen Bitterlinge ausschwimmen, nehmen sie die Muschellarven mit und verteilen sie im See. So kann der Muschelnachwuchs Orte im Gewässer besiedeln, an die er ohne die Hilfe der Fisch-Taxis nicht gelangt wäre.

Was Bitterling und Teichmuschel hier machen, nennt man „Symbiose“. Das bedeutet, dass zwei Lebewesen voneinander abhängig sind – und zwar so, dass beide Nutzen davon haben. Die Bitterlinge haben sich im Laufe der Evolution sogar so stark an die Muschel angepasst, dass sie sich ohne sie nicht mehr vermehren können.

Muschelfunde bitte an die Revierleitung melden!

Angeln heißt nicht Fische fangen, sondern Angeln heißt Erleben!

Zitat von Norbert Eipeltauer