BACHFORELLEN TIMELINE

Nachfolgend eine vollständige, praxisorientierte Entwicklungs-Timeline für Bachforelle von der Befruchtung bis zum Fütterungsbeginn, gerechnet für eine konstante Wassertemperatur von 6,2 °C. Die Angaben basieren auf Erfahrungswerte unserer mehrjährigen Bachforellen-Zucht.

Man muss den richtigen Zeitpunkt zum Abstreifen bei den Rogner finden. Die Milchner gehen immer und über einen längeren Zeitraum.

Ausgangsparameter

  • Art: Bachforelle (Salmo trutta fario)
  • Wassertemperatur: 6,2 °C konstant
  • Brutform: Rahmen / Brutapparat
  • Rechenmodell: Gradtage

Entwicklungs-Timeline

Hauptabstreiftermin lag am 1.Dezember 2025. Mit dem Jahrgang 2025-2026, hatten wir ab dem 22. November bis zum 8. Dezember 2025, in Summe 7 Abstreif-Termine.

Der Hauptabstreiftermin lag am 1.Dezember 2025

Befruchtung → Augenpunkt

Die Bachforellen-Eier wechseln nach ca. 40 Tagen in das Augenpunktstadium, in diesen sind sie transportierbar. Der Optimale Zeitpunkt für Cocooning-Ausbringung.

Die Bachforellen-Eier wechseln in das Augenpunktstadium, in diesen sind sie transportierbar.

Zeitraum: Tag 0–39
Gradtage: ~240 °Cd

Was du siehst

  • Klare, orange Eier
  • Ab Tag ~35 erste dunkle Punkte
  • Ab Tag ~39 klar erkennbare Augen

Maßnahmen

  • Täglich tote Eier entfernen
  • Gleichmäßige Durchströmung sicherstellen
  • Keine Erschütterungen
  • Abgedeckt und im abgedunkelten Bruthaus

Augenpunkt → Schlupf

Zeitraum: Tag 39–71
Gradtage: ~240 → ~440 °Cd

Was du siehst

  • Embryonenbewegung
  • Eier werden heller
  • Schwanz löst sich von der Dotterhaut

Maßnahmen

  • Sortieren besonders wichtig (Pilzgefahr)
  • Durchfluss leicht erhöhen
  • Licht weiterhin gedämpft

Schlupfphase

Zeitraum: Tag 68–75
Hauptschlupf: Tag ~71

Was du siehst

  • Dottersacklarven schlüpfen
  • Larven liegen ruhig am Boden
  • Eihüllen sammeln sich

Maßnahmen

  • Eihüllen absaugen
  • Kein Futter
  • Strömung moderat halten

Dottersackphase (Brütlinge)

Zeitraum: Tag 71–100
Dauer: ~28–30 Tage

Was du siehst

  • Großer Dottersack
  • Kaum aktive Bewegung
  • Allmähliche Pigmentierung

Maßnahmen

  • Sauerstoff hoch halten
  • Bodensauberkeit wichtig
  • Keine Störungen
  • Aussortieren von missgebildeten und toten Larven

Übergang zum freien Schwimmen

Harald und Rudi haben in dieser Phase viele zu tun. Das Aussortieren von „Blindgänger“ und Hüllen aus der Brutrinne ist eine sehr zeitaufwendige Arbeit.

Zeitraum: Tag 95–105
Gradtage gesamt: ~620–650 °Cd

Was du siehst

  • Dottersack stark reduziert
  • Erste aktive Schwimmbewegungen
  • Brütlinge steigen auf

Maßnahmen

  • Jetzt auf Fütterung vorbereiten
  • Becken anpassen (Wasserstand, Strömung)

Fütterungsbeginn (kritische Phase)

Fütterungsautomat mit dem feinen Futter muss auf der Brutrinne mit der richtigen Futtermenge eingestellt werden.

Zeitpunkt: ca. Tag 100–105

Futter

  • Startfutter 0,3–0,5 mm
  • Mehrere kleine Gaben/Tag

Wichtig

  • Zu früh = Verluste
  • Zu spät = Kannibalismus / Schwächung
  • Futterautomat einstellen

Gesamtübersicht (Kurzform)

Bachforellen StadiumDatum, Jahrgang 2025-2026Tage bei 6,2 °C
Befruchtung01. Dezember20250
Augenpunkt10. bis 31. Jänner 2026~39
Schlupfbeginnab 06. Februar 2026~68
Hauptschlupfab 10. Februar 2026~71
Ende Schlupf15. Februar 2026~75
Freies Schwimmenab 05. März 2026~95–105
Fütterungsbeginnab 10. März 2026~100–105

Praxis-Faustregel

Bachforelle bei 6,2 °C: ca. 100 Tage von Ei bis erste Fütterung

„Satzfische sollten so groß wie nötig und so klein wie möglich sein“ Es gilt: Je länger Fische in Fischzuchten gehalten werden, desto geringer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit in der Natur. 
Darum: Besetze so groß wie nötig und so klein wie möglich.

Zusammenfassung

Der Vergleich zwischen der Aufzucht im Bruthaus und der Naturverjüngung ist ein zentrales Thema in der Fischereiökologie. Während das Bruthaus die Überlebensrate kurzfristig massiv steigert, bietet die Naturverjüngung langfristig „fittere“ Fische.

Überlebensraten und Effizienz

  • Bruthaus: Hier herrscht eine „kontrollierte Sicherheit“. Die Überlebensrate vom Ei bis zum fressfähigen Brütling liegt oft bei 80 % bis 90 %. Gefahren wie Hochwasser, Verschlammung der Kieslücken oder Fressfeinde (wie Koppen oder Libellenlarven) werden ausgeschaltet.
  • Naturverjüngung: In der freien Natur ist die Sterblichkeit enorm. Oft überleben weniger als 1 % bis 5 % der abgelegten Eier bis zum einsömmerigen Fisch. Starke Winterhochwasser können ganze Jahrgänge vernichten, wenn das Kiesbett in Bewegung gerät.

Genetische Fitness und Selektion

  • Bruthaus: Da fast jedes Ei durchkommt, findet keine natürliche Auslese statt. Auch schwächere Individuen, die in der Natur sofort gefressen würden oder verhungerten, überleben. Das kann langfristig zu einer „Domestizierung“ führen (geringere Fluchtdistanz, weniger Aggressivität).
  • Naturverjüngung: Nur die Stärksten, Schnellsten und am besten Angepassten überleben. Diese Fische haben eine perfekte „Ortstreue“ und kennen ihr Revier von der ersten Sekunde an. Sie sind meist kampfstärker und zeigen ein besseres Meideverhalten gegenüber Räubern (wie dem Kormoran oder Fischotter).

Konditionierung und Verhalten

MerkmalBruthaus-AufzuchtNaturverjüngung
NahrungGewöhnung an Pellets (einfache Energie)Mühsame Suche nach Anflugnahrung/Larven
Sozialverhalten„Schwarmdenken“ durch hohe Dichte im BeckenStarkes Revierverhalten von Beginn an
KörperbauOft schnelleres Wachstum, weicheres FleischStromlinienförmiger, festere Muskulatur
FlossenManchmal leichte Deformationen (Beckenrand)Makellose, kräftige Flossen

Fortpflanzungszyklus der Bachforelle

Der Fortpflanzungszyklus unserer heimischen Forellen im Salzkammergut beginnt zum ersten Schneefall, zumeist ab Anfang – Mitte November. Hier sind noch ein paar ergänzende Details und eine kleine Präzisierung zur Biologie, die dein Wissen perfekt abrunden:

Die „Tagesgrad-Regel“

Dass die Bachforelle mit ca. 100 Tagen im Bruthaus die längste Entwicklungsdauer hat, liegt an der sogenannten Tagesgrad-Summe. Die Entwicklung des Laichs ist direkt von der Wassertemperatur abhängig.

  • Die Formel: Die benötigte Zeit bis zum Schlupf errechnet sich grob aus:

    Tagesgrade = Tage x Wassertemperatur in °C
  • Bachforelle: Benötigt etwa 410 bis 440 Tagesgrade. Bei einer konstanten Quellwassertemperatur von 4 °C im Bruthaus ergibt das ~100 Tage.
  • Regenbogenforelle/Äsche: Da sie im Frühjahr bei steigenden Temperaturen laichen (z.B. bei 8 °C bis 10 °C, erreichen sie die benötigte Summe viel schneller, was die kürzere Brutzeit erklärt.

Warum das Salzkammergut ideal ist

Die kalkreichen, sauerstoffgesättigten Bäche unserer Region (wie der Rettenbach, Der Frauenweißenbach, Offenseebach etc. und weitere Zuflüsse) bieten durch das kühle, saubere Wasser perfekte Bedingungen für die kieslaichenden Salmoniden. Der Schutz dieser Laichplätze vor Verschlammung ist heute eine der wichtigsten Aufgaben in der Bewirtschaftung.

Das Problem des „Besatzschocks“

Ein entscheidender Unterschied zeigt sich beim Aussetzen: Fische aus dem Bruthaus erleiden oft einen Besatzschock. Sie kennen keine Strömungsschübe und wissen nicht, wo sie Deckung finden. Naturverjüngte Forellen haben diesen Stress nicht; sie sind „geländegängig“.

Fazit für das Salzkammergut

Im Salzkammergut setzen wir auf eine Mischform:

  1. Stützung: Wo Bäche durch Umweltereignisse, Prädatoren, Verbauung oder Schlamm keine guten Laichplätze mehr bieten, hilft das Bruthaus, den Bestand zu sichern.
  2. Brutboxen-System und Cocooning Eine elegante Zwischenlösung mit „Homing-Effekt“. Man bringt befruchtete Eier in speziellen Boxen direkt in den Bach ein. Die Fische schlüpfen im Bachwasser, müssen sich sofort an die Strömung anpassen, sind aber in der kritischen ersten Phase vor dem Vergraben geschützt.
  3. Ausbringen von BF-Larven: Gute Erfahrungen haben wir auch damit gemacht, dass wir am Ende der Dottersack-Phase, die liegt zumeist Mitte bis Ende Februar, bevor der Dottersack aufgebraucht ist und die Fische auf eine Fütterung in der Brutrinne umgestellt werden, diese in die Wildnis aussetzen.

Weitere Informationen

Was Sie beschreiben – das Optimieren anhand der Naturfaktoren statt eines starren Labor-Prozesses – ist der Kern der modernen Wildkultur-Fisch-Entwicklung, wie sie etwa beim Fischereimanagement Salzkammergut (FMSKG) praktiziert wird.

In der Wildkultur geht es nicht um „Produktion“, sondern um Prozessbegleitung. Hier sind die entscheidenden Aspekte, wie man Erfahrungen sammelt und Wirkungen misst:

Das „Optimum“ finden: Anpassung an die Witterung

In der Wildkultur wird das Bruthaus nicht als abgeschottete Fabrik gesehen, sondern als „Schutzraum mit Bach-Anschluss“.

  • Temperatur-Synchronität: Man versucht, die Wassertemperatur im Bruthaus so nah wie möglich an die des Zielgewässers zu koppeln (z.B. durch Nutzung von Bachwasser statt reinem Quellwasser). Das verhindert den Temperaturschock beim Aussetzen.
  • Witterungs-Monitoring: Wenn ein früher Wintereinbruch kommt, verlangsamt sich die Entwicklung. Ein erfahrener Fischmeister erzwingt hier kein Wachstum durch Wärme, sondern lässt den Fischen die Zeit, die die Natur vorgibt.

Messbare Ergebnisse: Wie kontrolliert man den Erfolg?

Dass man „Ergebnisse messen“ muss, ist die größte Herausforderung. In der Wildkultur nutzt man dafür heute moderne Methoden:

  • Markierungsprojekte: Wie bei den bekannten „Blaupunkt-Forellen“ im Salzkammergut werden Brütlinge markiert (z.B. mit Farbinjektionen oder genetischen Proben der Elterntiere). So lässt sich Jahre später beim Elektrofischen oder durch Fangmeldungen feststellen: Stammt dieser vitale Fisch aus unserer Wildkultur oder ist er ein „Zuchtfisch“?
  • Schlupfraten-Kontrolle: Bei Systemen wie der m+s Brutbox oder der Whitlock-Vibert-Box kann man nach dem Austreiben der Larven genau zählen, wie viele Eier sich nicht entwickelt haben. Das gibt direktes Feedback über die Qualität des Laichs und des Standorts.
  • Homing-Effekt: Man misst, ob die Fische nach Jahren zum Laichen genau an den Abschnitt zurückkehren, wo sie als Brütlinge aus der Box geschlüpft sind. Das ist der ultimative Beweis für eine gelungene Ansiedlung.

Wildkultur als „Lernendes System“

Learning by doing (Lernen durch Tun/Handeln)  – Erfahrungen sammeln ist wichtig, deckt sich mit unserer Praxis:

  • Lokale Stämme: Man hat gelernt, dass eine Forelle aus unbekannter Herkunft oft „schlechter performt“, denn Lebensraum nicht annimmt. Wildkultur bedeutet heute, heimische, lokale Bestände zu nutzen.
  • Struktur-Feedback: Wenn die Messungen zeigen, dass die Brütlinge zwar schlüpfen, aber nicht hochkommen, liegt es oft nicht am Fisch, sondern am Gewässer (z.B. fehlende Unterstände oder Versandung). Die Erfahrung führt dann weg vom Besatz und hin zur Revitalisierung des Bachbetts.

Ein schönes Beispiel aus der Region: Die Arbeit mit der Äsche (die „Mimose“ unter den Salmoniden) zeigt, dass nur durch akribisches Beobachten der Wasserstände und Temperaturen während der kurzen Laichzeit im Frühjahr überhaupt Erfolge in der Nachzucht möglich sind.

Wir begleiten unsere Projekte und wie man auf www.huberpower.com sieht, werden die Maßnahmen, Ergebnisse und Erfahrungen auch dokumentiert.

Erfahrungsberichte

Einer der wichtigsten Aufgaben in der Bewirtschaftung unserer Gewässer ist, dass wir lokal angepasste oder noch besser möglichst lokale Fischbestände für die Aufzucht und den Besatz nutzen. Lokale Anpassung bedeutet, dass zwischen einzelnen Populationen, aber auch innerhalb dieser Populationen genetisch bedingte Unterschiede in Körperstruktur, Verhalten oder Stoffwechsel auftreten, die mit spezifischen Umweltbedingungen in einzelnen Gewässerbereichen zusammenhängen. Dabei handelt es sich um über sehr lange Zeiträume gebildete, erblich festgelegte Unterschiede. Neben lokalen Anpassungen, die eine genetische Vielfalt widerspiegeln, zeigen viele Fischarten auch die Fähigkeit, sich bis zu einem gewissen Grad sehr rasch und ohne notwendige genetische Veränderungen auf neue Umweltbedingungen einzustellen. Wobei sich dies durchaus je nach Fischart stark unterscheiden kann, soweit dies unsere Erfahrungen auch bestätigen.
Die Bachforellen ist „der kleine Lachs der Bergquellbäche“. Vielleicht mehr als jeder andere Fisch im Salzkammergut verkörpern heimische wilde Bachforellen das Leitbild eines gesunden Baches. Die Frage bleibt, ob wilde selbst reproduzierende Bachforellen-Stämme in Zukunft in den Zubringerbächen der Oberen Traun erhalten bleiben, oder ob ihnen das Wasser ausgeht oder zu warm wird?
Die Frage, ob die wilden, selbst reproduzierenden Bachforellen-Stämme in den Zubringerbächen der Oberen Traun erhalten bleiben, ist angesichts des Klimawandels und anderer anthropogener Einflüsse tatsächlich kritisch.

Die Zukunft der wilden Bachforellen in den Zubringerbächen der Oberen Traun ist ungewiss und steht unter erheblichem Druck durch Umweltveränderungen und historische Eingriffe. Ihr Erhalt hängt maßgeblich von den kontinuierlichen und intensiven Schutz-, Entwicklungs- und Renaturierungsmaßnahmen der Fischereibewirtschafter und Unterstützer ab. Die Zubringerbäche gelten als Biotope der Zukunft für die Bachforelle (Salmo trutta), aber ihr Schutz vor Austrocknung, Erwärmung und Verbauung ist essenziell. Um ihren Bestand bestmöglich zu erhalten, haben wir das „Projekt Leopold“ aufgesetzt.

Besatzmaterial soll nur aus unserem Gewässersystem abstammen.
In Ebensee, besteht seit über 100 Jahren ein Bruthaus der ÖBF. Dieses Bruthaus haben wir im Jahr 2019 reaktiviert und zum Zwecke einer Besatzfisch-Entwicklung mit Augenpunkteier und Brütlinge in Betrieb genommen. MBM steht für Miesenbachmühle. Die Abkürzung MBM hat sich jedoch in der Zwischenzeit für das Bruthaus etabliert. Nun haben wir die Chance, dass das in die Jahre gekommen Bruthaus saniert wird und auch die behördlichen Genehmigungen für eine Fischzucht eingereicht werden.
Die österreichische Bundesforste AG haben auf dem Grundstück 40/8, KG Langwies (42010), Gemeinde Ebensee am Traunsee eine alte Aquakulturanlage (Bruthaus mit einen Fischbecken). Dabei handelt es sich um eine Durchflussanlage, bestehend aus einem Hauptbecken mit einem vorgelagerten, rechteckigen Zulaufbereich, der durch eine Quellaustrittsstelle mit Quellfassung mit Wasser gespeist wird.
Heimo bei der Arbeit
Artikel ist in Arbeit
 

„Satzfische sollten so groß wie nötig und so klein wie möglich sein“ Es gilt: Je länger Fische in Fischzuchten gehalten werden, desto geringer ist die Überlebenswahrscheinlichkeit in der Natur.  Darum: Besetze so groß wie nötig und so klein wie möglich.

Zitat aus dem Buch Nachhaltiges Management von Angelgewässern von Robert Arlinghaus