„David“ ist das Pseudonym für einen Stein, einen Strukturstein in der „Kaiser Traun„, einen großen Findling. Dieser Stein wurde bei einem Laichplatzverbesserungs-Projekt an der Oberen Traun vom Baggerfahre „David“ freigelegt und auch der ÖBF-Projektleiter für die Laichplatzverbesserung, heißt mit Vornamen „David„, was liegt daher näher als diese neue Klein-Gewässerstruktur auch den Namen „David“ zu geben.
In diesem neuen Szenario – ist „David“ solide und funktional, aber eben nicht mit dieser massiven Präsenz, die man von einem „Goliath“ erwartet. In der Welt der Struktur- und Natursteine macht das Format oft den entscheidenden Unterschied für die ökologische Wirkung:
- Der aktuelle Stein ist handlicher und war einfacher zu setzen, was beim Einbau Zeit spart.
- Der „Goliath“: Solche Wasserbaustein-Giganten fungieren oft als Ankerpunkt oder monolithisches Highlight. Sollten wir einen solchen einmal unterbringt, verändert das die gesamte Dynamik der Wasserführung und würde einen starken Kontrast in der Strömungsdynamik bilden.
- Platzierung: Aber auch „David“ ist ein echter Prachtkerl von Stein und wirkt am besten bei Niederwasser-Führung und ist in guter Distanz zur nächsten Rausche an einer perfekten Stelle positioniert.
Nachfolgend ein paar Gedanken zu meinen Erfahrungen über einen „fischereilichen Wasserbau“ und was ein Stein so bewirken kann!
Aquatischen Ökosysteme
Durch die menschlichen Eingriffe wurde das dichte, fein verästelte Netz aus Bächen und Flüssen ausgedünnt und monoton. Viele Gewässerlebensräume sind verschwunden. Die aquatischen Tier- und Pflanzenarten sind von einem starken Rückgang der Biodiversität betroffen. 74 % der heimischen Fischarten gelten als ausgestorben oder in ihrer Existenz bedroht.

Die aquatischen Ökosysteme im Salzkammergut gehören durch den Salztransport seit Jahrhunderten zu den Lebensräumen mit dem höchsten Verlust an Biodiversität. Der aktuelle Klimawandel setzt die Fließgewässer mit ihren Ökotonen zusätzlich unter Druck. Daher hilft jede sauerstoff-anreichernde Struktur und bietet Lebensraum, Sauerstoff und Nahrung.
Futtergasse
Eine Futtergasse bezeichnet man die Bereiche eines Fließgewässers, insbesondere in Salmoniden Gewässern (Forellen und Äschen-Region), in denen sich durch eine bestimmte Strömungsmuster oder Hindernisse Futterorganismen (Insekten, Kleintiere) vermehrt sammeln oder durch die Strömung transportiert werden.

Die durch Strukturen entstehende Strömungsdynamik ist typisch und sehr vorteilhaft für Fische:
- Entstehung: Die Futtergasse entsteht meist unmittelbar hinter einem Hindernis (z.B. einem Stein, einem großen Holzstück, einer Buhne oder einer eingebauten Wasserbaustruktur), wo die Hauptströmung abgelenkt wird und eine Zone reduzierter Strömungsgeschwindigkeit (Kehrwasser) entsteht.
- Vorteil für den Fisch:
- Fische, insbesondere Salmoniden, stellen sich gerne in dieser ruhigeren Zone auf.
- Sie verbrauchen dort weniger Energie im Vergleich zum Aufenthalt in der vollen Strömung.
- Gleichzeitig wird das Futter, das von der Hauptströmung transportiert wird, durch die Verwirbelung direkt in diese Zone gespült oder driftet langsam daran vorbei, was einem Fisch einen maximalen Nahrungsertrag bei minimalem Energieaufwand ermöglicht.
Mittig eingebaute Wasserbau-Strukturen die zwei Futtergassen bilden, ist ökologisch wertvoll.

Vorteil von mittigen Strukturen
- „Strömungsbrecher“: Eine mittige Struktur (z.B. ein großer Felsblock oder eine ins Gewässer ragende Buhne) teilt die Hauptströmung.
- Futtergassen: Hinter der Struktur bilden sich links und rechts im entstehenden Kehrwasser jeweils eine Futtergasse.
- Erhöhte Kapazität: Dies erhöht die Anzahl der potenziellen Standplätze für die Fische im Gewässerabschnitt, was zur besseren Besiedlung und Verteilung der Fischpopulation beitragen kann.

10 auf einen Streich
Das ist kein Fischerlatein, sondern der beste biologische Funktionsnachweis, den man für eine Baumaßnahme bekommen kann! So konnte ich Ende September bei Niederwasser – mit der Fliegenrute bewaffnet, einen Feldtest machen:
- Die Struktur funktioniert hydraulisch: „David“ hat genau das getan, was ein Strukturstein soll. Er bricht die Strömung teilt diese in zwei Futtergassen (Strömungskanten) und dahinter einen Ruhebereich mit genügend Tiefe und Deckung.
- Hohe Akzeptanz: 10 Regenbogenforellen und wahrscheinlich mehr, auf so engem Raum zeigen, dass der Stein nicht nur ein kurzfristiger Unterstand ist, sondern ein begehrter Einstand, der von den Fischen als bevorzugter Lebensraum angenommen wird.

Warum „David“ so erfolgreich ist
- Die Futtergasse: Hinter dem Stein entsteht eine turbulente Zone, in der die Strömungsgeschwindigkeit reduziert ist, aber gleichzeitig Nahrung (Insekten) direkt an die Flanke der Fische gespült wird. Das ist „Energetisches Management“ für die Forelle: Minimaler Kraftaufwand bei maximalem Nahrungsertrag.
- Sauerstoff: Gerade im September bei niedrigen Wasserständen sorgt die Verwirbelung am Stein für einen lokal höheren Sauerstoffeintrag – ein Magnet für Salmoniden.
- Trockenfliege als Indikator: Dass sie auf die Trockene stiegen, zeigt, dass die Fische sich in dem Bereich sicher genug fühlten, um die Deckung zu verlassen und an die Oberfläche zu kommen.
„Schon minimale bauliche Eingriffe (Einzelsteinsetzung) führten nachweislich zu einer signifikanten Konzentration von Salmoniden unterschiedlicher Altersklassen auf engstem Raum.“

Das bestätigt genau unseren Ansatz: Man braucht kein Millionenbudget, sondern das Auge für die Strömung und einen Baggerfahrer, der den Stein an die richtige Stelle setzt.

Einbauvarianten von Struktursteine(n)
Dem Wasserbau-Ingenieur sind zumeist die nachfolgend beschriebenen Einbauvarianten und damit zusammenhängenden Wirkungen bekannt, jedoch wie in der Praxis oft zu bemerken ist, fehlen die oben skizzierten ökologischen Wirkungen, die ein Strukturstein in einem Gewässer mit der Bildung von „Futtergassen“ und einer immensen Erhöhung an Fischlebensraum bewirkt. Daher ist es empfehlenswert, mit der Materie vertraute „Fischereibewirtschafter“ bei der Planung und der Ausführung mit beizuziehen.

Struktursteine sind einzelne oder in Gruppen als Strömungshindernis in die Gewässersohle oder ins Ufer eingebaute Elemente aus Naturstein. Bei geringen Abflüssen bilden sich hinter den Strukturen strömungsberuhigte Zonen aus, in denen sich Substrat ablagert. Bei Überströmung bilden sich an derselben Stelle Auskolkungen. Struktursteine entfalten ihre Wirkung durch das Beeinflussen der Strömung (Um-/Ablenken). Dabei wird eine Strömungs- und morphologische Variabilität in Bereichen mit sich ändernden Flies-Geschwindigkeiten und -tiefen (z. B. Kolkbildung) hergestellt. Dadurch können Habitate für Makrozoobenthos und Unterstände für Fische entstehen. Außerdem können unregelmäßige Uferlinien und Rückzugsrefugien geschaffen werden.

Der Bautyp Strukturstein besteht aus Wasserbausteinen (Natursteinblöcke), welche in der Gewässersohle eingebaut werden. Dabei können einzelne oder mehrere Steine (Struktursteingruppen) gewählt werden.


(Kolksteine) als Fundation einbaut. Quelle: Wasser-Agenda 21
Kies-Geröll-Schüttungen
Bei Niederwasser nur teilweise überströmte Struktur, die in der Regel über die ganze Gewässerbreite reicht. Die Korngrößenverteilung sollte so hergerichtet werden, dass sich oberhalb ein Laichplatz bildet und die nachfolgenden groben Fraktionen sollten auch bei einem Hochwasser nicht weitertransportiert werden. Gewisse Setzungen oder Verformungen von solchen „Kies-Geröll-Schüttungen“ macht die Natur. Wir beobachten, wie lange diese kleinen, kostengünstigen Maßnahmen ihre Wirkung behalten.

Laichplatzschüttung: Ev. Zugabe von Kies in der geeigneten Korngröße für die lokale Fischfauna zur kurzfristigen Schaffung von Laichplätzen. Wobei wie sich gezeigt hat, dass an der Oberen Traun zumeist die richtige Körnung unter einer Grobstein-Schicht vorhanden ist und nur durch einen zu geringen Gewässerquerschnitt und zu strakte Strömung, nur diese oben liegen bleiben. Bei unseren Laichplatzverbesserungsmaßnahmen konnten wir erste gute Erfahrung mit „Kies-Geröll-Lenkbuhne“ schaffen.

Bei dieser Laichplatzverbesserungsmaßnahmen wurde eine angelandete Schotterbank in die sehr rasch fließende Rausche geschoben. Dadurch wurde mehr breite geschaffen und der die starke Strömung entschärft bzw. eine Art „Kies-Geröll-Lenkbuhne“ geschaffen, die rechtsufrig ein Pool ausgewaschen hat im Pool-Auslauf hat sich ein schöner Laichplatz gebildet und zum linken Ufer hin ist eine sauerstoffreiche Rausche (Riffel) entstanden, der einen beliebter Sommer-Standplatz für Äschen bildet.
- Die „Kies-Geröll-Schüttung“ sollte wie ein Haufen auf der Gewässersohle liegen und sie leicht überragen. So entsteht im unteren Bereich die gewünschte Rausche, in der das Wasser relativ flach ist und schnell fließt. Oberwasserseitig staut die Schüttung je nach Abfluss leicht zurück.
- Die Oberfläche der Schüttung wurde abschließend unregelmäßig modelliert, um eine grosse Strömungs- und Strukturvielfalt zu erreichen.
- Die besten Erfahrungen haben wir mit Kies-Geröll-Schüttung über die gesamte Gewässerbreite gemacht, d. h. Einbau als Strömungslenker mit Rauschen-Bildung.

Finanzielle Aspekte
Die beschriebenen Strukturierungsmaßnahmen sind im Allgemeinen sehr kostengünstig, es sollte in der Planung und wasserrechtlichen Einreichung darauf geachtet werden, dass mit den eingesetzten finanziellen und personellen Ressourcen möglichst viel erreicht wird, wenn man schon einen Bagger im Wasser stehen hat. Der Materialbedarf reduziert sich, soweit überhaupt erforderlich auf ein paar kleiner Wasserbausteine. Die Kosten der beschriebenen Maßnahmen werden insbesondere durch Baggerarbeiten geprägt und man kann mit 2-3 Tage arbeiten im Gewässer sehr viel Strukturierungsmaßnahme umsetzen und dadurch viele Lebensraum verbessern.
Wirkungskontrolle – mit Maßnahmen lernen
Für das Fischbesatzmanagement empfiehlt sich das Grundprinzip der lernfähigen Hege. Dazu ist der Erfolg von Maßnahme in verschiedenen Schritten zu prüfen. Die Kenntnis und die Beobachtung über die Wirkung von Maßnahmen ist dabei ein wichtiger Faktor.

Sind die Strukturierungsmaßnahmen im Gewässer umgesetzt, stellen sich im Anschluss folgende Fragen:
- Wie wirken diese auf die Gewässermorphologie, auf das Strömungsbild, die Uferlinie und die Sohlenstrukturierung?
- Welche Auswirkungen haben sie auf die Lebewesen im und am Wasser?
- Welche Maßnahmen (-Kombinationen) stellen sich als am wirkungsvollsten heraus?
- Gibt es Optimierungsmöglichkeiten im bestehenden Projekt? Oder was lernen wir für die Umsetzung zukünftiger Projekte?
- Wie langlebig ist die Struktur? Wie kann die Lebensdauer verlängert werden?
Effizienz am Einsatzort
- Die „Mitnahme-Mentalität“: Wenn das Gerät steht, können Instabilitäten im Ufer oder monotone Sohlstrukturen „im Vorbeigehen“ durch gezielte Baggerschaufel-Eingriffe (z. B. punktuelle Vertiefungen oder das Versetzen von Totholz und Steinen) ökologisch aufgewertet werden.
- Geringer Materialaufwand: Oft reicht es schon, das vorhandene Material im Flussbett neu zu sortieren (Kiesbänke modellieren), um Strömungsvarianz zu erzeugen, ohne LKW-Ladungen an neuem Steinmaterial heranzuschaffen.
Für die Beantwortung dieser Fragen ist eine Wirkungskontrollen von zentraler Bedeutung. So können bei zukünftigen Strukturierungs- oder Revitalisierungsmaßnahmen die vorhandenen Ressourcen (Finanzen und Arbeitsstunden) am wirkungsvollsten eingesetzt werden. Zusätzlich können gut dokumentierte Wirkungskontrollen auch als Kommunikationsinstrument für zukünftige Projekte dienen.
Zusammenfassung
Ein „Bagger im Wasser“ kann zur wertvollste Ressource werden, die man in diesem Moment hat – jede Minute Leerlauf oder unnötige Bürokratie ist verschenktes Potenzial für das Ökosystem.
Unsere Strategie, auf viele kleine, dezentrale Maßnahmen statt auf ein starres Großprojekt zu setzen, hat handfeste Vorteile.
Low-Budget – High-Impact
| Aspekt | Wirkung |
| Resilienz | Viele kleine Buhnen oder Störsteine verteilen das Risiko. Sollte ein Hochwasser eine Struktur verändern, bleibt das Gesamtsystem stabil. |
| Dynamik | Kleinteilige Maßnahmen initiieren oft eine Eigenentwicklung des Gewässers. Der Bagger gibt nur den Anstoß, die Natur erledigt den Rest. |
| Akzeptanz | Praktische Ergebnisse sind sichtbare Erfolge. Ein renaturierter Abschnitt, der nach 3 Tagen fertig ist, überzeugt Anrainer und Behörden mehr als ein 10-jähriger Planfeststellungsprozess. |
Wasserrechtliche Einreichung
Damit aus den „vielen kleinen Maßnahmen“ keine bürokratischen Hürden werden, empfiehlt es sich oft, in der Einreichung mit „Entwicklungsfenstern“ oder Typen-Maßnahmen zu arbeiten. Anstatt jeden Stein millimetergenau zu kartieren, definiert man Maßnahmenbereiche, in denen nach fachlicher Anleitung (ökologische Bauaufsicht) flexibel auf die Gegebenheiten vor Ort reagiert werden kann.
Weitere Informationen
„Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“
Zitat von: Johann Wolfgang von Goethe

