PLATTFORM RENATURIERUNG

Gleich vorweg der Hinweis: „Die Verwendung von Textauszügen und Abbildungen aus dem Handbuch oder den Bautypenblättern sowie der Skizzen ist unter Angabe der Quelle gemäß Standard CC BY-SA 4.0 ausdrücklich erwünscht.“ Ebenfalls erwünscht ist die Verwendung der Skizzen der Bautypenblätter. Diese sind auf der Website auch separat verfügbar. Daher erlaube ich mir, dieses online zur Verfügung gestellte Wissen über Strukturierungsmaßnahmen im Wasserbau von der Wasser-Agenda 21 zu übernehmen.

Mit der „Wasser-Agenda 21“ wurde in der Schweiz, auf Initiative verschiedener Kantone, ein Projekt umgesetzt, um die schweizweiten dezentral vorhandenen Erfahrungen über Strukturierungsmaßnahmen zusammentragen und zu dokumentieren. Die Sammlung von Wissen und von Erfahrungen zu diesen Thema scheint in der Schweiz wichtig zu sein und auch für mich, als Laie im Wasserbau und als Fischer und Gewässerbewirtschafter gibt es eine „Wissensdatenbank„, die einen sehr guten Überblick über verschiedene Methoden und Beispiele für Strukturierungsmaßnahmen dokumentiert und zusammenfasst.

Durch die beidseitig gegenüberliegenden oder wechselseitigen Schüttungen wird das überbreite Ausbauprofil eingeengt. Es entsteht ein ausgeprägtes Niederwassergerinne mit ausgeprägter Strömungsvielfalt und damit verbundenen Strukturen. Solche und viele andere Ideen werden in der Plattform Renaturierung von Wasser-Agenda 21 vorgestellt. Siehe: https://plattform-renaturierung.ch/

Wissensdatenbank Gewässer Renaturierung

Aus der Schweiz wurde mit den Büchern von Roland Herrigel, „Tatort Bach“ und seinen „Revitalisierungsbuch“ schon bestes Nachschlagwerk für Gewässer Renaturierung veröffentlicht. Da das Wissen und die Erfahrungen zu Strukturierungsmaßnahmen bis anhin beschränkt und nur dezentral vorhanden war, wurde jetzt viel erworbene Wissen zusammentragen.

Das Projekt «Strukturierungsmaßnahmen im Wasserbau»

Das online zur Verfügung stehende Handbuch ist eines der Produkte und bildet die Grundlagen zu Planung, Bau und Wirkungskontrollen von Strukturierungsmaßnahmen. Von Fachexperten wurden dazu verschiedene Kapitel verfasst. U.a. enthält das Handbuch Grundlagen zu den ökologischen Zielen, den Lebensräumen, resp. Mesohabitaten und zu Fragen der Sicherheit. Mit seinen Inhalten richtet sich das Handbuch an alle, die sich mit Strukturierungsmaßnahmen im Wasserbau beschäftigen.

17 ausgewählte Strukturierungsmaßnahmen

Für 17 ausgewählte Strukturierungsmaßnahmen wurden Bautypenblätter verfasst. Auf einer Doppelseite A3 enthalten die Bautypenblätter anschauliche Skizzen und Fotos sowie praktische Informationen zur Konzipierung und zum Einbau von Strukturen.

Die Skizze zeigt eine Kombination von inklinanten (stromaufwärts geneigten) und deklinanten (stromabwärts geneigten) Lenkbuhnen. Quelle und Nutzung CC BY-SA 4.0: Wasser-Agenda 21
Struktursteine aus formwilden Natursteinen mit verschiedenen Dimensionen und variierendem Einbauort, einzeln oder in Gruppen, mittig oder im Uferbereich. Quelle und Nutzung CC BY-SA 4.0: Wasser-Agenda 21

Fallbeispielsammlung

Eine webbasierte Fallbeispielsammlung listet baulich realisierte Praxisbeispiele, welche in den letzten Jahren umgesetzt wurden. So können vorhandene Erfahrungen weitergegeben werden. Da davon auszugehen ist, dass in den kommenden Jahren neue Erkenntnisse gewonnen werden, ist vorgesehen, die Produkte nach und nach anzupassen und weiterzuentwickeln.

Dauerhaftigkeit von Strukturierungsmaßnahmen

Die Dauerhaftigkeit von Strukturierungsmaßnahmen im Wasserbau, insbesondere wenn organische Materialien wie Holz verwendet werden, ist entscheidend und eng mit der Wasserführung des Gewässers verbunden. Das Handbuch von Agenda 21 Schweiz bietet zwar hervorragende Grundlagen zu Planung, Bau und Wirkungskontrolle von Strukturierungsmaßnahmen, aber die Erfahrung zeigt, dass die Hochwasserbeständigkeit ein kritisches Kriterium ist, das bei der Auswahl und Dimensionierung von Materialien und Bauweisen unbedingt berücksichtigt werden muss.

Aspekte von Holzstrukturen im Wasserbau

  • Holzart und Qualität: Nicht jede Holzart ist gleich gut für den dauerhaften Einsatz im Wasser geeignet. Harthölzer wie Eiche oder Robinie sind aufgrund ihrer Dichte und Resistenz gegenüber Fäulnis und Abrieb deutlich widerstandsfähiger als Weichhölzer. Auch die Qualität des Holzes (z.B. Splintanteil) spielt eine Rolle.
  • Verankerung und Dimensionierung: Eine unzureichende Verankerung kann bei Hochwasser zum Verlust der Struktur führen. Wurzelstöcke oder Totholz müssen stabil im Ufer oder in der Sohle verankert sein, um den Schleppkräften des Wassers standzuhalten. Auch die Größe und das Gewicht der einzelnen Elemente müssen auf die erwartbaren Abflussmengen abgestimmt sein.
  • Strömungsdynamik und Verklausungsgefahr: Die Form und Anordnung der Strukturen sollte so gewählt werden, dass sie möglichst wenig Angriffsfläche für die Strömung bieten und keine Verklausungen durch mitgeführtes Schwemmgut (Äste, Laub) verursachen. Verklausungen können den Strömungswiderstand massiv erhöhen und zum Ausbruch der Strukturen führen.
  • Unterhalt und Monitoring: Auch wenn Holzstrukturen grundsätzlich langlebig sein können, ist ein regelmäßiges Monitoring und gegebenenfalls gezielter Unterhalt wichtig, um Schäden frühzeitig zu erkennen und die Funktionsfähigkeit zu erhalten.
  • Kombination mit anderen Materialien: In bestimmten Bereichen oder bei besonders hohen Belastungen kann es sinnvoll sein, Holzstrukturen mit stabileren Materialien wie Steinen oder Gabionen zu kombinieren, um die Standfestigkeit zu erhöhen.

Daher ist unerlässlich, bei der Planung von Strukturierungsmaßnahmen immer die spezifischen hydrologischen Bedingungen des jeweiligen Gewässers und die Resilienz der gewählten Materialien und Bauweisen gegenüber Extremereignissen zu berücksichtigen. Meine Erfahrung zeigt, dass oft kleine Eingriffe, wie die Öffnung einer harten Uferverbauung, soweit es die angrenzenden Grundstücke zulassen, oder die Verschiebung

Quelle

„Die Verwendung von Textauszügen und Abbildungen aus dem Handbuch oder den Bautypenblättern sowie der Skizzen ist unter Angabe der Quelle gemäß Standard CC BY-SA 4.0 ausdrücklich erwünscht.“ Ebenfalls erwünscht ist die Verwendung der Skizzen der Bautypenblätter.

https://plattform-renaturierung.ch/

https://wa21.ch

Weitere Informationen

Die Probleme sind vielfältig und es besteht grosser Handlungsbedarf. Die gute Nachricht ist folgende: Der Wille und die Mittel zu Revitalisierungen sind vorhanden. Die zahllosen Bäche und Flüsschen, die einst mit großem Eifer kanalisiert, begradigt, verbaut und zubetoniert wurden, sollen so gut wie möglich der Natur zurückgegeben werden. Revitalisierungen, auch auf kleinstem Raum und im größtmöglichen Einklang mit dem Hochwasserschutz und den Ansprüchen der Landwirtschaft, sind dazu das Mittel der Wahl.
Eine Revitalisierung ist ein höchst anspruchsvolles Unterfangen, eine Wissenschaft – wenn nicht sogar eine Kunst. Auf alle Fälle eine hohe Kunst um zwischen den Behörden, den ausführenden Unternehmen, den Interessen der Fischerei und vor allem dem Fisch gerecht zu werden… Dieses Buch von Roland Herrigel hat die Revitalisierungen der Schweizer Bäche zum Gegenstand und soll jeden Gewässer-Bewirtschafter helfen zum Fließgewässerexperten zu werden.
Und tatsächlich: Nach der Lektüre des «Tatort Bach» sieht man unsere Bäche mit neuen Augen. 
Auch wenn sich die angeführten Gesetze, wie das Wasserschutzgesetz, Bundesgesetz über den Wasserbau, Gewässerschutzgesetz etc. auf die Schweizer Gesetzgebung beziehen, sollte dieses Buch die „Bibel“ für jeden Bewirtschafter und für jedes Fischereischutzorgan sein. Auf der einen Seite dürfte die Schweizer Gesetzgebung wesentlich fortschrittlicher und vor allen „fischfreundlicher“ sein, wie unsere österreichischen Gesetze, wenn es um Mitsprache und Einflussnahme auf Baumaßnahmen an Gewässern geht. Auf der anderen Seite sind jedoch alle fachlichen Vorschläge in diesem Buch auch 1:1 für uns in Österreich gültig und sollten verstärkt angewendet, eingefordert und umgesetzt werden.     
Gut Ding braucht Weile, jedoch fast einen Jahr danach haben wir mit einen Drohnenflug die Turmölgrade „durchleuchtet“ um zu sehen, wie sich die Buhnen und Strukturelemente durch ein paar Hochwässer „eingelebt“ haben. Den traurig macht es, wenn man extrem regulierte Flüsse anschaut. Es gibt kaum Fisch-Unterstände, wenig Lebensraum, keine Kehrwasser und Pools, keine Laichplätze, kaum Standplätze für Fische aller Größenordnung gibt. Umso größeres Lob gebührt jenen Verantwortlichen vom Gewässerbezirk Gmunden, die im Zuge von notwenigen Erhaltungs-Maßnahmen, zusätzlich auch fischereiliche Verbesserungen und Strukturen in unsere Gewässer bringen. Wenn Baumaßnahmen erforderlich werden und der Bagger in der Traun steht, macht es auch Sinn, ein paar Tonnen mehr an Flussbausteinen zu versenken und mit Augenmaß, einzubauen. Wenn der Bagger schon da ist, lässt sich da einiges machen, wie wir nachfolgend an einen recht strukturlosen Teilstück an der Ischler Traun ausführlich aufzeigen.
Der 800 Meter langer Nebenarm wurde im Jahr 2008-2009 wieder an die Traun angebunden. Durch die letzten Hochwässer und Trockenperioden und der Tendenz der Verringerung der Wasserführung, sowie Auflandungen und Ablagerungen im Lahnstein-Nebenarm waren ökologische Reparatur Arbeiten erforderlich. So wurden von den verantwortlichen Mitarbeiter der ÖBF eine wasserrechtliche Genehmigung für diese Maßnahme bei der Behörde angesucht und genehmigt. Die Bauarbeiten fanden in der Niederwasserperiode im Februar 2025 statt.
Die Kolmation des Substrates stellt insbesondere in der Traun ein Problem für die Laichplätze der kieslaichenden Fischarten dar. Durch den Einfluss verschiedener Baumaßnahmen an der Oberen Trau, wie den Kraftwerksbau in Bad Goisern und anderer Sedimente fördernder Ursachen, kam es in den Hauptlaichgebieten zur sehr starken Kolmatierenden Verdichtungen der Laichplätze. Im Rahmen einer auf selbst reproduzierenden Fischbeständen aufgebauten Projektes für ökologisches Gewässermanagement an Oberen Traun soll an den besagten Standorten durch Sohlauflockerungen und wenn erforderlich, durch Einbringung von Kies die Bandbreite der Kornverteilung der Gewässersohle vergrößert werden.

Wenn wir die Natur auf das reduzieren, was wir verstanden haben,

sind wir nicht über lebensfähig.

Zitat: Hans-Peter Dürr