Der 800 Meter langer Nebenarm wurde im Jahr 2008-2009 wieder an die Traun angebunden. Durch die letzten Hochwässer und Trockenperioden und der Tendenz der Verringerung der Wasserführung, sowie Auflandungen und Ablagerungen im Lahnstein-Nebenarm waren ökologische Reparatur Arbeiten erforderlich. So wurden von den verantwortlichen Mitarbeiter der ÖBF eine wasserrechtliche Genehmigung für diese Maßnahme bei der Behörde angesucht und genehmigt. Die Bauarbeiten fanden in der Niederwasserperiode im Februar 2025 statt.

Bagger im Nebenarm der Traun
Der Lahnstein-Nebenarm ist das Herzstück der Renaturierungsmaßnahmen, die im Jahr 2009 im Zuge des Gewässerbetreuungskonzept Obere Traun (GBK) durchgeführt wurden. Die alte Uferverbauung auf einer Länge von 350 Metern wurde entfernt, wodurch die Traun rechtsseitig um 15 Meter mehr Platz zur Ausbreitung erhielt.

Der 800 Meter langer, bislang vom Hauptfluss abgeschnittener Nebenarm wurde wieder an die Traun angebunden. „Im Falle eines hundertjährlichen Hochwassers wird der Wasserstand dadurch stark abgesenkt. Verlandungen der letzten Hochwässer haben dazu geführt, dass der Altarm relativ blad „trocken läuft“ und dadurch viele tausend Fische qualvoll verenden. Der gehören, sowie auch bei Hochwasserschutzmaßnahmen-Reparaturen auch bei „ökologischer Beschädigung“ durch Reparaturmaßnahmen angepasst.

Besatz vs. Lebensraumaufwertung
Lebensraumverbesserungen und Renaturierung vor Fischbesatz“ – Die Aufwertungen der Lebensräume sind zur Erhöhung der Fischbestände langfristig erfolgversprechender als Fischbesatz. Denn Fischbesatz bekämpft in der Regel nur die Symptome der Fischbestandsrückgänge, nicht die Ursachen. Zitat von Prof. Robert Arlinghaus

Die frühere Fließgewässerstrecke ist bei Mittelwasser noch mit dem Hauptgewässer verbunden und wird somit von der Wasserstands Dynamik im Hauptfluss beeinflusst. Da der Nebenarm jedoch die letzten Jahre durch Geschiebeeinbringungen an der stromaufwärts gelegenen Einmündung verlandet ist und einen Flaschenhals in der Wasserführung bildete.

Dies führte dazu, dass bei niederen Pegelständen der stromabwärts befindliche Bereich recht bald trocken fiel. Da der Lahnstein-Nebenarm ein optimales Jungfischhabitat darstellt, dass möglichst ständig durchflossen werden sollte, so wie es bei einem Nebenarm der Fall sein sollte.


Die Form und der Einlaufbereich des Nebenarm wurde gut gewählt und dieser ist lang gestreckt, hat durchaus ein Gefälle und ist daher mit einen geringen Eingriff in die ursprüngliche Erscheinungsform und damit in der Wasserführung zu richten gewesen und damit ist dieser auch bei niederen Pegelstände mit einer stabilen Wasserführung dotiert bzw. bleiben tiefere Gumpen länger wasserführend um ggf. eine Fischrettung durchführen zu können.

Visuelle 0+ Erfolgskontrolle
Alle unsere in der Oberen Traun vorkommenden Salmoniden sind zur Fortpflanzung auf Gewässer mit Schottergrund angewiesen. Laichgewässer sind deshalb das zentrale Element im Lebenszyklus von Äschen und Forellen und auch von der Koppe und der Elritze. Zur Laichzeit und danach, wenn die Fischbrut im Uferbereich ersichtlich wird können wir am besten den Laicherfolg beobachten.

Point abundance sampling
Auf der Suche nach einer effizienten Methode um die Reproduktion von unseren Fisch Populationen zu erheben, wurde ich von Clemens Ratschan vom Technisches Büro für Angewandte Gewässerökologie und Fischereiwirtschaft, ezb – TB Zauner GmbH auf seine Erfahrungen mit der „Point abundance sampling“ – Methode (Punkt Abundanz Beprobung) aufmerksam gemacht. Diese Methode ist jedoch größenselektiv und induziert zu meist ein Fluchtverhalten.

Per Elektrobefischung im Larvenstadium erscheint uns diese Methode nicht angebracht, da die kleinen Fischlarven, unmittelbar nach dem Dottersackstadium, auf der einen Seite lt. unsere Aufgabenstellung nicht als erforderlich erscheint, da die kleinen Larven sehr schlecht auf Strom reagieren und wir uns keinen Ausfall von Naturaufkommen von juvenilen Äschen ganz einfach nicht erlauben wollen.
Visuellen Stichprobenmethode

Ziel der Erfolgskontrolle ist die Methode zur Feststellung einer Populationsdichte von 0+ (d. h. frisch geschlüpfte Jungfischen) in der Uferzone durch direkte visuellen Fischbeobachtung – eine „Visuelle 0+ Erfolgskontrolle“ ggf. mit Hilfe einer Unterwasser-Kamera zu erheben.
Dieser „Visuellen Stichprobenmethode“ zeigt, dass eine Bewertung des Mikrohabitats von Fischen (0+) für unsere Zwecke ausreichend ist. Um künftige Vergleiche anstellen zu können, ist es von Vorteil, wenn man begleitende Parameter, wie Durchführungszeitraum, Pegel, Wassertemperatur und den Abschnitt, in den die Zählung erfolgt, mit dokumentiert.
Phänologie bei Äschen
Hier kommt auch der Begriff Phänologie ins Spiel. Die Phänologie (Lehre der Erscheinungen) befasst sich mit den Wachstums- und Entwicklungsphasen der Pflanzen und Tiere im Jahresverlauf.
Die Phänologie beschäftigt sich mit den jahreszeitlichen Veränderungen in der Natur, um Fragen wie „Beginnt der Frühling früher als in vergangenen Jahrzehnten? Dauert der Sommer länger als früher?“ anhand Aufzeichnungen von Beobachtungen aus der Natur zu erforschen. Und was hat Phänologie mit unseren Salmoniden zu tun? Hier spielt die Dokumentation der Laichzeit und des Schlupfbeginn in einem Gewässer über mehrere Jahre, die Beobachtung der Entwicklung bei den Äschen Larven und des Zeitpunkts, wann diese Laichen oder die Äschen Larven visuell zu sehen sind eine wichtige Rolle bei phänologischen Beobachtungen.
Univ. Prof. Dr. Franz Lahnsteiner hat 2010-2012 die Verschiebung der Laichzeit in seiner Studie „Effect of temperature on the reproductive potential of teleost fish“ untersucht.
Äschen Time Line
Das folgende Diagramm fasst die wichtigsten Phasen des Lebenszyklus der Äsche zusammen. Äschen legen ihre Eier in den Flusskies ab. Das Weibchen haut mit der Schwanzflosse eine Grube, normalerweise zwischen Mitte März und Ende April, wenn die Wassertemperatur ca. 9,0° C erreicht hat.

Sie sucht nach Kies mit guter Wasserdurchflussrate, daher muss der Kies locker und weitgehend schlammfrei sein und einen Durchmesser zwischen 5 und 50 mm haben. Unter Kolmation wird der Prozess des Eintrags und der Ablagerung von Feinmaterialien im Lückensystem poröser
Fließgewässersohlen infolge der Infiltration (Einstrom) von Flusswasser verstanden (physikalische Kolmation). Dieser Vorgang führt zu einer Verringerung des Porenvolumens, einer Verfestigung des Sohlsubstrates und einer Reduktion der Sohldurchlässigkeit. Es wird zwischen innerer und äußerer Kolmation unterschieden, wobei die Übergänge fließend sein können.

Fische durchlaufen zwischen der Befruchtung und dem Erwachsenenalter verschiedene
Lebensstadien. Das Leben der Fische beginnt mit dem Laichen, aus dem unbewegliche Larven schlüpfen. . Diese Larven sind noch nicht in der Lage, sich selbst zu ernähren und tragen einen Dottersack mit sich, in dem Nährstoffe gespeichert sind. Bevor der Dottersack vollständig verschwindet, müssen die jungen Fische so weit reif sein, dass sie selbstständig nach Nahrung suchen können. Wenn sie sich so weit entwickelt haben, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu ernähren, spricht man von „Brütlingen„. Wenn sie außerdem Schuppen und funktionierende Flossen entwickelt haben, ist die Entwicklung zum Jungfisch abgeschlossen und dieser wird als „Fingerling“ bezeichnet , da diese normalerweise etwa die Größe eines
menschlichen Fingers haben. Das Jugendstadium dauert an, bis der Fisch ausgewachsen und
geschlechtsreif ist und mit anderen erwachsenen Fischen interagiert.

Nach dem Laichgeschäft entwickeln sich die Eier bis zum Augenpunkstadium im Schotterbett. Wie schnell die Eier schlüpfen, hängt von der Wassertemperatur ab – kälteres Wasser bedeutet eine langsamere Entwicklung im Ei. Bei 10,0° C schlüpfen die Eier nach (ca.) 18 Tagen, bei 12,0 ° C dauert es (ca.) 14 Tage.

Nach meinen Beobachtungen haben wir in diesen Zeitraum mit der Schneeschmelze Temperaturunterschiede zwischen 8,0 ° C und bis zu 12,0 ° C und durch diesen Temperatur-Mix kommen die Äschen Larven, nachdem sie im Schotterbett auch noch ihren Dottersack aufgebracht haben, ab ca. 20. Mai in den Uferbereich und werden sichtbar.

Wie viele Eier schlüpfen, hängt stark von der Wasser- und Kiesqualität ab – die Ausbeute kann nur 4 % betragen, bei wirklich guten Bedingungen aber auch über 80 %. Daraus ist auch ersichtlich, dass das Auflegen von Fischeier im Bruthaus durchaus die Erfolgsratte an überlebenden Äschen Brütlingen beeinflusst.
Äschen Larven Erkennungsmerkmal
Sobald der Dottersack der Äschenlarve aufgebraucht ist, beginnt die Larve aktiv zu schwimmen und Nahrung zu suchen. Sie bevorzugen zunächst Bereiche mit geringer Strömung, da sie dort einfacher Nahrung finden und sich vor stärkerer Strömung schützen können. Mit der Zeit entwickeln Äschenlarven ihre Schwimmfähigkeiten weiter und lernen, gegen die Strömung anzuschwimmen, in der sie dann durch ihre S-förmige Schwimmbewegung, im Vergleich zu Forellen, zu erkennen sind. Sie nutzen die Strömung auch zum Transport ihrer Nahrung, wie zum Beispiel Insektenlarven und andere Kleinlebewesen.
Die Schwimmfähigkeiten der Äschen Larven sind eng mit ihren Lebensraumpräferenzen verbunden. Junge Äschen sind oft in strömungsberuhigten Bereichen, an Strömungskanten oder in Bodenvertiefungen anzutreffen, da diese Bereiche eine gute Mischung aus Nahrung, Schutz und Strömung bieten.
Durch die ökologischen Reparatur Arbeiten konnte ein attraktives Jungfischhabitat und deren Lebensraum mit einer halbwegs sicheren Wasserführung wieder hergestellt werden.
Monitoring der Wasserführung
Wir verwenden Zeiss Wild Kameras, insbesondere Modelle, die für Wildtierbeobachtung und Forschung konzipiert sind, bieten auch die Funktion von Intervallaufnahmen. Diese Funktion ermöglicht es, Fotos in regelmäßigen Zeitabständen aufzunehmen.


Wie funktioniert die Intervallaufnahme?
- Einstellung des Intervalls: Die Wildkamera wird so eingestellt, dass sie Fotos in bestimmten Zeit Intervallen aufnimmt, z. B. alle 3 Stunde und auch den Zeitraum, zB. von 7:00 bis 17:00 Uhr kann man einstellen. D.h. mit dieser Einstellung ist die Funktion mit den Bewegungsmelder deaktiviert und es werden nur Fotos zum eingestellten Intervall aufgenommen und übertragen.

Pegel Ebenseer Traun

Der Hydrographische Dienst OÖ überprüft täglich die hydrologische Situation und erstellt einen Wasserstands Bericht. Beim Lahnstein-Nebenarm wird es ab einen Pegel von 100 cm lt. Messstelle Ebenseer Traun kritisch.

Durch die im Februar durchgeführten Maßnahmen konnte zwar für den Oberlauf des Nebenarm eine Verbesserung erreicht werden, da hier bis knapp an die 90 cm Pegel, eine Wasserführung in den Nebenarm ermöglicht, jedoch oberhalb vom Schulersteg versitzt das Wasser ab 90 cm im Schotterbett und der untere Bereich läuft trocken.
Wasserrechtliche Genehmigung
Geschäftszeichen: BHGMWA-2023-392357/8-TR
Zur Verbesserung des Laichhabitates für die Fischart Äsche in der Traun soll in einem rechtsufrigen Nebenarm der Traun (Fluss-km 91,94 – 92,65) das Sohlsubstrat auf einer Länge von etwa 500 m in ausgewählten Bereichen mit einem Rode Rechen aufgelockert werden.
Es ist vorgesehen, die obersten 20 – 40 cm der Gewässersohle aufzulockern und umzulagern und so die kolmatierte Deckschicht zu öffnen und eine Durchströmung des Lückenraumsystems zu erreichen.
Der Standort befindet sich am orographisch rechten Ufer etwa 1.050 m flussauf der Einmündung des Frauenweissenbaches in einem Seitenarm der Traun, wobei davon ausschließlich Flächen der Österreichischen Bundesforste (Grundstücke 750/1, 750/2 und 617/1, KG und Marktgemeinde Ebensee am Traunsee) betroffen sind.
Die Umsetzung der gegenständlichen Maßnahmen wäre bereits für Anfang Jänner bis Ende Februar 2024 in einer Niederwasserphase geplant und kann innerhalb eines Tages durchgeführt werden.
Gutachten:
Die im gegenständlichen Projekt vorgesehenen Maßnahmen sind grundsätzlich im Einklang mit den Zielvorgaben des NGP (guter ökologischer Zustand) und daher aus gewässerökologischer und fischereifachlicher Sicht positiv zu werten. Die projektierten Maßnahmen zur Sohlauflockerung werden aus gewässerökologischer und fischereifachlicher Sicht ausdrücklich begrüßt, da eine hohe Substratqualität im Gewässer jedenfalls eine wichtige Grundlage für den Reproduktionserfolg kieslaichender Fischarten ist. Die gewählte Bauzeit liegt außerhalb der Laichzeit der im Leitbild dieses Gewässerabschnittes zu findenden Fischarten Äsche und Koppe, die Fischart Bachforelle kommt laut Projekt in diesem Abschnitt nur noch aufgrund von Besatzaktivitäten vor. Der Zeitpunkt für die Umsetzung kurz vor der Laichzeit der Äsche wurde deshalb gewählt, um eine möglichst große Wirksamkeit der Maßnahme zu erreichen, was aus fachlicher Sicht jedenfalls sinnvoll ist.
Weitere Informationen

Die Zukunft der Fischerei liegt in unseren Händen.
Durch die Arbeit mit unseren wissenschaftlich fundierten Best Practices,
im Umgang mit Wassertieren, versuchen wir deren Bestände zu erhalten.
Zitat von Robert Arlinghaus