ENGLEITHEN ALTARM – LEBENSRAUMVERBESSERUNG DURCH TREIBSELSAMMLER

Ein lang geplantes Projekt konnte in einer ersten Version umgesetzt werden. Ursprünglich wollten wir die Niederwasserphase im Winter nutzen. Der letzte Winter war jedoch heftig oder der Wasserstand war zu hoch um die Treibselsammler einbauen zu können. Ausgangslage ist die Situation, dass die für den Engleithen Altarm geplanten ökologischen Begleitmaßnahmen nicht realisiert wurden. Daher bekamen wir vom Gewässerbezirk die Genehmigung, im Engleithen Altarm mit Manneskraft „Treibselsammler“ einbauen zu dürfen. Der Wasserstand war Mitte Juni ideal und auch die Fischlarven der Äschen hatten sich schon so weit entwickelt, dass keine Gefahr durch unsere Tätigkeit mehr bestand. 

Treibselsammler nach Ludwig Tent

Günter und Harald bei der Arbeit!
Hier ein paar Wochen und ein paar Hochwässer danach …. Es werden Strömungen erzeugt, im Mittelwasser entstehen Turbulenzen und bewirken einen Geschiebetransport.
…hat sich hinter dem Treibselsammler schon eine Eintiefung ausgewaschen und eine schönen Rausche gebildet. Damit haben wir mehr Dynamik in den Wasserverlauf bekommen.

Was sind Treibselsammler

Eine kostengünstige Möglichkeit zur Verbesserung der Gewässerstruktur bietet diese „Instream-Methode“ mit Treibselsammlern. Die Treibselsammler sind Stöcke die in den Gewässerboden gesetzt werden. in diesen Stöcken verfängt sich dann durch die Strömung angetriebes Treibgut und bildet ein offenes Strömungshindernis aus angetriebenen Ästen, Wasserpflanzen und Blättern. Hier finden Kleinstlebewesen Nahrung, Fische Deckung und das Strömungsbild wird abwechslungsreicher gestaltet.

„Treibsel-Rechen“ sammeln in erstaunlicher Weise Laub, halten so wichtige Nahrung länger dynamisch im System.

Viele Naturpflöcke wurden in den Sohlgrund des ober Teil des Engleithen Altarm eingeschlagen. Wir haben uns absichtlich auf den oberen Teil der Engleithen Altarm konzentriert, dh. oberhalb der Engleithen Brücke, da unterhalb der Brücke eine bessere Struktur besteht.

Die Entwicklung ist recht erfreulich! Wie das Ergebnis von drei Bestandsaufnahme zeigt, ist der Engleithen Altarm eine „Jungfisch Habitat“ und mit den Treibselsammler entwickelt er sich zu eine „Zuchtanstalt“ für Jungfische. In erster Linie sind viele Jungäschen Brütlinge zu beobachten.
Eine wesentliche Beeinträchtigung des Fischbestands erfolgt durch das temporäre Trockenfallen des Nebenarms. Sinkt der Wasserstand der Traun unter 180 cm, gemessen am Pegel Maxquelle (Bad Ischl), beginnt der Nebenarm von der Mündung in die Traun flussaufwärts trockenzufallen. Grund hierfür ist die starke Eintiefung des Hauptflusses im Vergleich zum Nebenarm. Diese Eintiefungtentenz nimmt mit jeden Hochwasser zu und verschlechtert damit die Situation im Altarm.

Treibselsammler Produktion

Zumeist haben wir dünnere Stämme der Erlen verwendet!

Die Stöcke sollten einen Durchmesser von etwa 3-8 cm haben. Bei der Wahl des Holzes sollte nur beachtet werden, dass wir heimisch Hölzer verwenden. Als Hilfsmittel zum Einbau, werden noch ein Vorschlaghammer, Handschuhe und Watbekleidung benötigt. Eine Motorsäge kann auch noch gute Dienste leisten, wenn zu lange Stöcke nicht bis zur gewünschten Tiefe einschlagen werden können.

Hier die gespitzten Treibselsammler – Pfähle

Maschinelles Zuspitzen

Das spitzen der Treibsel Pflöcke ist gar nicht so einfach und gefahrlos. Mit einer normalen Kreissäge fliegen einen zumeist die abgetrennten Keile um die Ohren! Wie man am Video sieht, wurde dafür extra ein eigenes Sägeblatt angeschafft. Eine einschneidende Innovation stellt dieses Schälblatt dar welches zum Zuspitzen und Schälen von Holzstämmen entwickelt wurde. Es macht aufwendige und teure Schälmaschinen größtenteils überflüssig und bietet eine Menge Vorzüge, wie Anbaumöglichkeit an herkömmliche Kreissägemotoren durch die äußerst geringe Blattstärke, laserbearbeitete Schneiden sorgen für glatte, riss freie Flächen; durch hohe Querstabilität des Materials lange Standzeiten; reibungslose und vollständige seitliche Späneabfuhr durch entsprechende Freischnitte; Freiräume der Schneiden zum bequemen Nachschleifen.

Hier beim Einschlagen der Pflöcke. Was wir mit „Manneskraft“ einbauen können, ist genehmigt!

Wir haben einen Professionisten bei uns im Verein, der auch die geeigneten Geräte zum Spitzen der Treibselsammler -Stöcke hatte, wie auch das Video zeigt. Damit waren wir in der glücklichen Situation genügend Material und mit perfekten Spitzen, für unser Vorhaben zu bekommen.  

Resümee

Die eingebauten Quersammler erwiesen sich als sehr effizient. Kurzfristig sind bereits die Verbesserungen in Strukturvielfalt, Arten- und Individuen Besiedlung erkennbar. Langfristig führen die hydraulischen Veränderungen zur Entwicklung neuer Uferstrukturen und fördern neues Leben. Durch den Wasserwiderstand entstehen beruhigte Wasserzonen unmittelbar hinter dem Sammler, wo sich Sediment absetzen kann. Seitlich vom Sammler wird die Fließgeschwindigkeit höher, turbulenter und befreit den Grund von Feinsediment. Als Strömungslenker wirken sie der Bodenerosion entgegen und fördern den Geschiebetransport. Vorher nicht lebensfähige Wasserpflanzen können sich ansiedeln. Ein hoher Organismenbestand stellt sich schnell ein. Es entwickelt sich das vorher überbreite, strukturlose Profil hin zu einem dynamischen Bachlauf. Von Habitat aufwertenden Maßnahmen profitieren in der Regel ganze Lebensgemeinschaften über die Fische hinaus. 

Es konnte mit den paar eingebauten Treibsel Pfählen eine recht schöne Wirkung erzielt werden. Auch der Geschiebetransport konnte damit beeinflusst werden. Mit diesen Vertikalen Stabstrukturen werden Kleinturbulenz und Teilsperren Wirkung erzeugt und erhöhen die Tiefenvarianz und vieles mehr. Wir werden die weitere Entwicklung beobachten.

Quellen und weitere Informationen unter:

Die Internet-Seiten von Ludwig Tent, pensionierter Leiter Umweltabteilung, Bezirksamt Wandsbek, Hamburg, Dozent und Förderer lebendiger Bäche und Flüsse (der gute Zustand ist das Ziel) bieten einen riesigen Schatz an Wissen. Auf OSMERUS‘ BLOG schreibt Tent fast täglich über interessante Begebenheiten.

„Als vor 25 Jahren meine Übersetzung aus dem Dänischen und Anpassung an das Norddeutsche Tiefland des wegweisenden Buch erschien und beschreibt die „Instream Treibselsammler – Methode“ von Dr. Ludwig Tent und weiter Informationen dazu unter Salmonidenfreund und Osmerus Blog.

Dr. Ludwig Tent und DI Björn Tent – Instream Restaurieren 

Seit vielen Jahren verfolge ich die Laichplatz-Projekte von Ludwig Tent, sowie seine Umsetzung und dem Bau von Verstecken für alle Lebensstadien für Fische, die einen großen Beitrag leisten, um die Defizit in den zerstörten Gewässerprofilen auszugleichen und zu minimieren.
Auf der Suche nach kleinen überschaubaren Projekten, die nicht viel Kosten, jedoch einen großen Nutzen auf das Gewässersystem haben könnten, möchte ich unter „Vision“ sammeln um ggf. einen Backlog solcher Projekte zu haben, wenn wir die Mittel dazu hätten um diese umsetzen zu können. Der Miesenbach in Ebensee – ein kleines Juwel für die Fischfauna der Oberen Traun! Es wäre mit wenig Aufwand und Kosten das Potenzial des Miesenbach als Laichhabitat zu verbessern. Die Idee ist, mit gezielten Kieszugaben die Eigenreproduktionsfähigkeit der Salmoniden, insbesondere der Äsche, zu fördern, ist absolut vielversprechend und ökologisch sehr wertvoll.
Der 800 Meter langer Nebenarm wurde im Jahr 2008-2009 wieder an die Traun angebunden. Durch die letzten Hochwässer und Trockenperioden und der Tendenz der Verringerung der Wasserführung, sowie Auflandungen und Ablagerungen im Lahnstein-Nebenarm waren ökologische Reparatur Arbeiten erforderlich. So wurden von den verantwortlichen Mitarbeiter der ÖBF eine wasserrechtliche Genehmigung für diese Maßnahme bei der Behörde angesucht und genehmigt. Die Bauarbeiten fanden in der Niederwasserperiode im Februar 2025 statt.
 

„Lebensraumverbesserungen und Renaturierung vor Fischbesatz“

Die Aufwertungen der Lebensräume sind zur Erhöhung der Fischbestände langfristig erfolgversprechender als Fischbesatz. Denn Fischbesatz bekämpft in der Regel nur die Symptome der Fischbestandsrückgänge, nicht die Ursachen.

Zitat von Prof. Robert Arlinghaus