Nach einem deutlich zu warmen Juni hatten wir im Salzkammergut Anfang Juli eine kleine Hitzewelle. Was unsere Gewässer zu schaffen machte waren die geringen Niederschläge über viele Wochen hinweg. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Bäche. Geringe Niederschläge und hohe Verdunstung lassen ihre Pegelstände sinken und die Wassertemperaturen steigen.
Das alte Sprichwort „Des einen Freud, des anderen Leid“ trifft diesen Sommer besonders gut zu. Während viele der Hitze in den Städten entfliehen und die Sommerfrische im Salzkammergut genießen, profitieren auch die lokalen Gewässer von den aktuellen regnerischen Bedingungen.
Und das nicht nur bei tropischen Nächten und hochsommerlichen Temperaturen: Mit angenehmen < 25 Grad Celsius bieten die kommoden Regenfälle nicht nur eine willkommene Abkühlung für die Urlauber, sondern auch eine ideale Wasserführung in den Gewässern der Region. Diese ausgewogene Witterung schafft eine perfekte Sommerfrische Umgebungstemperatur und trägt gleichzeitig zur Erholung der Natur bei.

Sommerfrische – Tradition der Erholung
Die Sommerfrische im Salzkammergut ist keine neue Erscheinung, sondern eine tief verwurzelte Tradition, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert blühte. Schon damals zog es Städter, Adelige und Künstler in diese malerische Region, um der drückenden Hitze und dem geschäftigen Treiben der Stadt zu entfliehen.

Der Begriff „Sommerfrische“ beschreibt treffend diesen sommerlichen Erholungsaufenthalt auf dem Lande. Damals wie heute wissen die Besucher die Vorzüge eines gemäßigten Sommers zu schätzen: Kühle Nächte, abwechselnd mit erfrischendem Schnürlregen und strahlend sonnigen Tagen, bilden die perfekte Kulisse für eine wahrhaft erholsame Zeit. Diese Mischung aus Wetterbedingungen, die man hier in Bad Ischl und der gesamten Region findet, ermöglicht es, die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen – fernab der urbanen Hektik.
Sommerfrische im Salzkammergut
- Ursprung: Der Brauch der Sommerfrische ist historisch tief verwurzelt und bezeichnete den Rückzug aus der Stadt in ländliche Gebiete zur Erholung.
- Zweck: Hauptziel war die Flucht vor der Hitze der Stadt sowie die Erholung und das Genießen der Natur.
- Veränderung im Zeitverlauf: Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich das Freizeitverhalten zu wandeln. Der Begriff „Sommerfrische“ wurde durch „Urlaub“ ersetzt, und die Aufenthaltsdauer verkürzte sich. Auch die Ansprüche an die Ausstattung und Aktivitäten wandelten sich im Laufe der Zeit, von anfänglich einfachen Erholungsprogrammen hin zu sportlicheren Angeboten.
- Bedeutung des Salzkammerguts: Das Salzkammergut bot aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit und der Möglichkeit zur Erholung eine ideale Kulisse für diese Sommerfrische.

Positive Auswirkungen auf die Fischbestände
Nach einer langen Niederwasserperiode über die Wintermonate sind die derzeit höhere Wasserführung und die kühleren Temperaturen ideal für die Jungfischentwicklung des heurigen Jahrgangs. Dies ist eine gute Nachricht für die Fischbestände in der Region.


Besonders in der Nordstaulage und im Abflussbereich des Dachsteins kann dieser Regen durchaus heftig ausfallen. Diese natürlichen Schwankungen sind ein wichtiger Teil des ökologischen Gleichgewichts und tragen zur Dynamik unserer Fluss- und Bachsysteme bei.



Neben der generellen Reduzierung der Wasserführung in unseren Bächen stehen unsere heimischen Salmoniden Bestände vor einer weiteren Herausforderung: der Erwärmung der Gewässer. Selbst ursprünglich kalte Bäche, wie der Rettenbach, erreichen durch die Aufheizung der umgebenden Felsen und Schotterbänke mittlerweile Temperaturen von bis zu 15 Grad Celsius.

Diese Entwicklung ist besonders alarmierend, da Bachforellen und andere Salmoniden auf kühle Wassertemperaturen angewiesen sind. Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass der Lebensraum für diese sensiblen Fischarten immer kleiner und eingeschränkter wird. Dies hat direkte Auswirkungen auf ihre Überlebensfähigkeit, Fortpflanzung und die allgemeine Bestandsentwicklung. Der Schutz und die Wiederherstellung kälterer Gewässerabschnitte sind daher von entscheidender Bedeutung für den Erhalt dieser wertvollen Fischpopulationen.
Pluviophilie – Regen-liebend
Ein Pluviophiler ist eine Person, die Regen und Regentage liebt. Sie schätzen die besonderen Anblicke, Geräusche und Empfindungen, die mit Regen verbunden sind. Manche Menschen empfinden ein besonderes Vergnügen dabei, Regen zu betrachten, zu riechen oder auf der Haut zu spüren.
Die Faszination für dieses Naturphänomen nennt sich Pluviophilie.
Der Fachbegriff dafür lautet „pluviophil„, zusammengesetzt aus dem lateinischen „pluviam“ (Regen) und dem griechischen „philos“ (liebend).
Regens im Klimawandel: Eine neue Perspektive
Die allgemeine Wahrnehmung in den Medien stellt Sonnentage und hohe Temperaturen oft als das Ideal dar: Synonym für Urlaubsfeeling, Strand, Baden und unbeschwerte Freizeit. Regentage hingegen sind tendenziell negativ behaftet. Doch diese Wertung könnte sich in Zukunft grundlegend ändern, besonders angesichts steigender Temperaturen und zunehmendem Wassermangel. Es ist gut möglich, dass wir uns in Zukunft über jeden Regentag freuen werden.
Ein Indiz dafür sind bereits heute Urlaubsgäste aus dem arabischen Raum, die gezielt zur „Sommerfrische“ ins Salzkammergut kommen – angezogen von den kühlen Nächten und dem Regen. Diese Präferenz zeigt, wie sich die Wertigkeit von Regentagen verschieben kann.

Als Gewässerbewirtschafter können wir diese Entwicklung bereits heute nachvollziehen. Wir sind dankbar für gemäßigte Regenfälle oder Schnürlregen, die dafür sorgen, dass die Wasserführung unserer Gewässer über dem Mittelwasser liegt. Dies ist nicht nur entscheidend für die Stabilität der Ökosysteme, sondern auch ein vitales Zeichen für die Gesundheit unserer Natur, gerade hier in Weyregg am Attersee.
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Sommerfrische im Salzkammergut fühlt sich an wie ein „Projekt vergangene Zukunft“. Es ist nichts wie damals und doch wieder gleich. Zitat von Helena Wallner