SOMMERFRISCHE 2025

Nach einem deutlich zu warmen Juni hatten wir im Salzkammergut Anfang Juli eine kleine Hitzewelle. Was unsere Gewässer zu schaffen machte waren die geringen Niederschläge über viele Wochen hinweg. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Bäche. Geringe Niederschläge und hohe Verdunstung lassen ihre Pegelstände sinken und die Wassertemperaturen steigen.

Das alte Sprichwort „Des einen Freud, des anderen Leid“ trifft diesen Sommer besonders gut zu. Während viele der Hitze in den Städten entfliehen und die Sommerfrische im Salzkammergut genießen, profitieren auch die lokalen Gewässer von den aktuellen regnerischen Bedingungen.

Und das nicht nur bei tropischen Nächten und hochsommerlichen Temperaturen: Mit angenehmen < 25 Grad Celsius bieten die kommoden Regenfälle nicht nur eine willkommene Abkühlung für die Urlauber, sondern auch eine ideale Wasserführung in den Gewässern der Region. Diese ausgewogene Witterung schafft eine perfekte Sommerfrische Umgebungstemperatur und trägt gleichzeitig zur Erholung der Natur bei.

Eine Wasserführung, jenseits von einer Mittelwasserführung fördert das Wachstum der Jungfisch-Generation 2025.

Sommerfrische – Tradition der Erholung

Die Sommerfrische im Salzkammergut ist keine neue Erscheinung, sondern eine tief verwurzelte Tradition, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert blühte. Schon damals zog es Städter, Adelige und Künstler in diese malerische Region, um der drückenden Hitze und dem geschäftigen Treiben der Stadt zu entfliehen.

Der Begriff „Sommerfrische“ beschreibt treffend diesen sommerlichen Erholungsaufenthalt auf dem Lande. Damals wie heute wissen die Besucher die Vorzüge eines gemäßigten Sommers zu schätzen: Kühle Nächte, abwechselnd mit erfrischendem Schnürlregen und strahlend sonnigen Tagen, bilden die perfekte Kulisse für eine wahrhaft erholsame Zeit. Diese Mischung aus Wetterbedingungen, die man hier in Bad Ischl und der gesamten Region findet, ermöglicht es, die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen – fernab der urbanen Hektik.

Sommerfrische im Salzkammergut

  • Ursprung: Der Brauch der Sommerfrische ist historisch tief verwurzelt und bezeichnete den Rückzug aus der Stadt in ländliche Gebiete zur Erholung.
  • Zweck: Hauptziel war die Flucht vor der Hitze der Stadt sowie die Erholung und das Genießen der Natur.
  • Veränderung im Zeitverlauf: Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sich das Freizeitverhalten zu wandeln. Der Begriff „Sommerfrische“ wurde durch „Urlaub“ ersetzt, und die Aufenthaltsdauer verkürzte sich. Auch die Ansprüche an die Ausstattung und Aktivitäten wandelten sich im Laufe der Zeit, von anfänglich einfachen Erholungsprogrammen hin zu sportlicheren Angeboten.
  • Bedeutung des Salzkammerguts: Das Salzkammergut bot aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit und der Möglichkeit zur Erholung eine ideale Kulisse für diese Sommerfrische. 
Zusätzlich tragen die kühlen Gewässer im Salzkammergut dazu bei und schaffen eine angenehme Atmosphäre.

Positive Auswirkungen auf die Fischbestände

Nach einer langen Niederwasserperiode über die Wintermonate sind die derzeit höhere Wasserführung und die kühleren Temperaturen ideal für die Jungfischentwicklung des heurigen Jahrgangs. Dies ist eine gute Nachricht für die Fischbestände in der Region.

Diese Kombination von ausreichend Wasser und kühlen Temperaturen schafft optimale Lebensbedingungen für Forellen, Äsche und Co. Sie unterstützt nicht nur die Gesundheit der ausgewachsenen Fische, sondern ist auch besonders wichtig für die Jungfischentwicklung des aktuellen Jahrgangs. Nach einer oft wasserarmen Winterperiode sind diese Bedingungen ein wahrer Segen und tragen maßgeblich zur Stärkung der Populationen bei.
Starke Pegelschwankungen in unseren Gewässern sind während der Sommermonate ein ganz normales Phänomen. Sie spiegeln den typischen Wechsel zwischen sonnigen, sommerlichen Perioden und Tagen mit ergiebigen Niederschlägen wider.

Besonders in der Nordstaulage und im Abflussbereich des Dachsteins kann dieser Regen durchaus heftig ausfallen. Diese natürlichen Schwankungen sind ein wichtiger Teil des ökologischen Gleichgewichts und tragen zur Dynamik unserer Fluss- und Bachsysteme bei.

Der Rettenbach in Bad Ischl, der seinen Ursprung auf der Nordseite vom Loser hat und ein recht großes Einzugsgebiet entwässert, steht in der Wasserführung und Wassertemperatur als Referenzbach für viele andere Zubringerbäche unter Beobachtung. Foto: FSO Peter Hemetner
Aktuelle Aufnahme Richtung der Rettenbach Mündung per 29. Juli 2027 mit etwas höherer Wasserführung und mit hohen Schwebstoffanteilen.
Aktuelle Aufnahme von der Ischl Mündung in die Traun per 29. Juli 2027 mit etwas höherer Wasserführung und in beiden mit hohen Schwebstoffanteilen.

Neben der generellen Reduzierung der Wasserführung in unseren Bächen stehen unsere heimischen Salmoniden Bestände vor einer weiteren Herausforderung: der Erwärmung der Gewässer. Selbst ursprünglich kalte Bäche, wie der Rettenbach, erreichen durch die Aufheizung der umgebenden Felsen und Schotterbänke mittlerweile Temperaturen von bis zu 15 Grad Celsius.

Diese Entwicklung ist besonders alarmierend, da Bachforellen und andere Salmoniden auf kühle Wassertemperaturen angewiesen sind. Die steigenden Temperaturen führen dazu, dass der Lebensraum für diese sensiblen Fischarten immer kleiner und eingeschränkter wird. Dies hat direkte Auswirkungen auf ihre Überlebensfähigkeit, Fortpflanzung und die allgemeine Bestandsentwicklung. Der Schutz und die Wiederherstellung kälterer Gewässerabschnitte sind daher von entscheidender Bedeutung für den Erhalt dieser wertvollen Fischpopulationen.

Pluviophilie – Regen-liebend

Ein Pluviophiler ist eine Person, die Regen und Regentage liebt. Sie schätzen die besonderen Anblicke, Geräusche und Empfindungen, die mit Regen verbunden sind. Manche Menschen empfinden ein besonderes Vergnügen dabei, Regen zu betrachten, zu riechen oder auf der Haut zu spüren.

Die Faszination für dieses Naturphänomen nennt sich Pluviophilie.

Der Fachbegriff dafür lautet „pluviophil„, zusammengesetzt aus dem lateinischen „pluviam“ (Regen) und dem griechischen „philos“ (liebend).

Regens im Klimawandel: Eine neue Perspektive

Die allgemeine Wahrnehmung in den Medien stellt Sonnentage und hohe Temperaturen oft als das Ideal dar: Synonym für Urlaubsfeeling, Strand, Baden und unbeschwerte Freizeit. Regentage hingegen sind tendenziell negativ behaftet. Doch diese Wertung könnte sich in Zukunft grundlegend ändern, besonders angesichts steigender Temperaturen und zunehmendem Wassermangel. Es ist gut möglich, dass wir uns in Zukunft über jeden Regentag freuen werden.

Ein Indiz dafür sind bereits heute Urlaubsgäste aus dem arabischen Raum, die gezielt zur „Sommerfrische“ ins Salzkammergut kommen – angezogen von den kühlen Nächten und dem Regen. Diese Präferenz zeigt, wie sich die Wertigkeit von Regentagen verschieben kann.

Als Gewässerbewirtschafter können wir diese Entwicklung bereits heute nachvollziehen. Wir sind dankbar für gemäßigte Regenfälle oder Schnürlregen, die dafür sorgen, dass die Wasserführung unserer Gewässer über dem Mittelwasser liegt. Dies ist nicht nur entscheidend für die Stabilität der Ökosysteme, sondern auch ein vitales Zeichen für die Gesundheit unserer Natur, gerade hier in Weyregg am Attersee.

Weitere Informationen

Wasser ist zur Zeit in aller Munde. Das Wasser in unseren Gewässern im Salzkammergut wird seit Jahren immer wärmer. Die heißen Lufttemperaturen allein reichen als Erklärung nicht. Wobei das Jahr 2024 für die Bergflüsse ein gutes war: Es gab in kurzen Abständen immer wieder Regen, und weil es im April in den Bergen noch ausgiebig geschneit hatte, floss auch viel kühles Schmelzwasser in die Gewässer.
Wie lange sich eine „Sommerfrische“ bei uns im Salzkammergut erhalten kann, ist von vielen Faktoren abhängig. „Sommerfrische“ wird jedoch eine ganz neue Bedeutung bekommen, in Zeiten von „Hitzewellen“ und Tropennächten (bei Meteorologen auch unter dem Kürzel Tn20GT bekannt). Alleine in den Medien, wird eine „Hitzewelle“ zumeist positiv dargestellt. Schlechtwettereinflüsse sind zumeist negativ. Mag sein, dass Schlechtwettereinflüsse auch sehr oft Unwetter und Hochwasser mit sich bringen. Aber nicht nur, denn auch Hitzewellen bringen Trockenheit, Waldbrände, Ernteausfälle bis hin zu Wasserknappheit mit sich. Der vor allem im 19. Jahrhundert verbreitete Begriff „Sommerfrische“ definiert als „Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“ oder „Landlust der Städter im Sommer“. Das Übersiedeln vom Quartier in der Stadt auf den Landsitz ist schon beim Adel in der Antike üblich gewesen und die Römer hatten schon vor über 2.000 Jahren ihre Sommeraufenthalte in den Bergen. Die Gründe sind anfangs primär wirtschaftlich, der Adel hatte im Sommer den landwirtschaftlichen Betrieb zu betreuen, der die wirtschaftliche Basis seiner Herrschaft bildete. „Urlaubs“-Zeit war dann im Winter, wo die Landwirtschaft ruht. Man konnte in die Stadt übersiedeln und am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Daneben schätzte man aber auch, den im Sommer bedenklichen hygienischen Bedingungen der Stadt entkommen zu können.
Heimo bei der Arbeit
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Sommerfrische im Salzkammergut fühlt sich an wie ein „Projekt vergangene Zukunft“.

Es ist nichts wie damals und doch wieder gleich.

Zitat von Helena Wallner