URBANE GEWAESSERBEWIRTSCHAFTUNG

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Die aktuellen Bestandserhebungen zeigen auf, dass sich die Strategie, denn Besatzschwerpunkt, speziell mit der gefährdeten Äsche, in den städtischen Flußbereich zu verlegen, gut bewährt hat. Die Situation ist hier, dass auch in den Fischereirevieren im Oberen Salzkammergut, in den letzten 20 Jahren der Einfluss verschiedener Prädatoren den Fischbeständen stark zusetzen. Da diese Wintergäste eher Bereich, ohne stärkerer menschliche Beunruhigung bevorzugen, sind die Fische ihnen diesen Bereich, speziell der Äschennachwuchs einen wesentlich stärkeren Fraßdruck ausgesetzt.

Aus dieser Situatione heraus, haben wir begonnen speziell im Stadtbereich die Besatzmaßnahmen mit ergänzenden Äschennachwuchs zu verstärken. Unter urbanen Fließgewässer verstehen wir keinen eigener Gwewässertyp sondern anthropogene Modifikationen, naturräumlicher Gegebenheiten. Im Stadtbereich kann man eine über jahrhunderte geschaffene kündstliche Struktur vorfinden. Man spricht hier von „heavily modified water bodies“ (HMWB). Dieser Zustand ist auch der Ischler Traun im Stadtbereich von Bad Ischl und auch im Ortsbereich von Orten an der Traun, wie Lauffen, Bad Goisern und Ebensee vorzufinden.
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Äschenbesatz in der „Urbanen Zone“

Strahlwirkung in die oberen und unteren Revierbereich

Natürlich ergeben sich Strahlwirkung oberhalb und unterhalb von diesen „urbanen Revieren“, in denen eine stärkere Fischdichte zu bemerken ist. Strahlwirkung bezeichnet die Aufwertung des ökologischen Zustands bzw. Potenzials eines strukturell beeinträchtigten Gewässerabschnittes durch benachbarte naturnahe Strecken. Strahlwirkung beruht auf der Einwanderung oder Drift gewässer-typischer Organismen aus ober- bzw. unterhalb gelegenen naturnahen Strecken oder der verstärkenden Wirkung positiver Umweltbedingungen aus einer angrenzenden naturnahen Strecke oder insgesamt aus dem oberhalb gelegenen Einzugsgebiet. Entsprechend kann zwischen biotischer Strahlwirkung (Organismen) und abiotischer Strahlwirkung (Umweltbedingungen) unterschieden werden.
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Gelb = Urbane Zone
Grün = Strahlwirkung in den Ober- und Unterlauf

Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Maßnahmen zur Erreichung des guten ökologischen Zustands bzw. des guten ökologischen Potenzials dürfen sich nicht nur auf den lokalen Bereich beschränken, sondern müssen auch die angrenzenden Bereiche mit berücksichtigen. Diese positiven Auswirkungen der Strahlwirkung nutzen wir damit auch und können damit defizitäre Bereiche fördern die davon in den Sommermonaten oder noch stärker zur Laichzeit und vor allen durch den Fischzug der Jungfische ausdehnen.

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Hier im „Stadt-Revier“ sieht man speziell bei Niederwasser, die guten Strukturen, die linksufrig durch Buhnen aufgelockert werden. Jedoch auch Ruhezonen mit Schotterbänken sind vorhanden. Eine weitere „Strahlwirkung“ wird durch die gerade realisierte Kaltenbachanbindung (Gelber Punkt) zu erwarten sein. Da durch diese barrierefreie Anbindung weitere positive Einflüsse direkt im „Urbanen Bereich“ umgesetzt werden, werden im speziellen die Jungäschen und der Bachforellennachwuchs damit eine Kinderstube bekommen. Wie der Kaltenbach dadurch zum Laichen angenommen wird bleibt abzuwarten.

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Auch flussabwärts, sind linksufrig Buhnen, die speziell bei höheren Wasserstand hervorragende Unterstände bilden. Wichig jedoch sind auch die Schotterbänke die wir hier ansatzweise im Stadt-Revier recht gut ausgeprägt haben und die für die Äschen die wichtigen Laichplätze bilden.

Prädation durch fischfressende Vögel

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Dem Einfluss fischfressender Vögel – insbesondere von Kormoran und Gänsesäger – auf Äschenpopulationen wird in der Literatur eine nicht unerhebliche Bedeutung beigemessen. Da auch der Erfolg von Besatzmaßnahmen in diesem Zusammenhang bewertet werden muss, haben wir auf diese Aspekte, in den letzten Jahren ein besonders Augenmerk gelegt. In den Fischerei-Revieren im Oberen Salzkammergut kommen Kormorane und Gänsesäger zwar in Überschaubaren Stückzahlen vor. Wobei durch die milde Winter gibt es wie 2013-2014 sehr spärlich Kormoran Einflüge an der obere Traun zu beobachten. Teilweise fliegen sie zum Wolfgangsee und Hallstättersee durch. Viel mehr Sorge bereitet uns das starke aufkommen der Gänsesäger, wie man auch auf den Foto sieht, ein Weibchen mit 13 (dreizehn) Jungen zeigt, dass die Populationen Massiv zunehmen. Die Gewässer werden vor allem in den Wintermonaten von den genannten Vogelarten aufgesucht. Neben dem Kormoran ist speziell der Gänsesäger zunehmend eine nicht unbedeutende Rolle bei der Prädation zu spielen. Diese sind auch hauptverantwortlich für den Bestandseinbruch der Äsche und hier vor allen bei den Jahrgängen 1+ und den 2-sömmerig. Nach den Beobachtungen unserer Fischereischutzorganen werden Fließgewässer mit geringen Breiten – besonders in der Nähe von Siedlungen – von fischfressenden Vögeln eher gemieden.

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Auf diese Beobachtungen bauen auch unsere Besatzmaßnahmen der letzten Jahre auf und wie wir bei aktuellen Schwerpunktbefischungen feststellen konnten, wird diese Strategie auch bestätigt. So können wir Äschenbestände über alle Altersklassen feststellen. Ein erfreulicher Zustand, dass diese Maßnahmen bei der Äsche so gut greifen. Parallel dazu versuchen wir die Bachforelle wieder anzusiedeln. Mit den Besatzmaßnahmen aus den Vorjahr (2013) haben wir keine größeren Ausfälle beobachten können. Es werden über das gesamte Revier Bachforellen gefangen. Es bleibt der heurige Spätsommer abzwarten, der den kritischen Zeitpunkt darstellt. Ein weiteres Bewirtschaftungs-Planquadrat, welches wir heuer (2014), penibel beobachten werden.

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Quellen:

  • Potraza Petra: Ökologische Grundlagen für die Maßnahmenplanung an urbanen Gewässern
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    Literatur:
    Heavily Modified Water Bodies – Synthesis of 34 Case Studies in Europe
    Autorinnen: Eleftheria Kampa, Wenke Hansen
    Erschienen in: International and European Environmental Policy Series
    Verlag: Springer, Berlin
    ISSN: 3-540-21085-7

    „Meine Herausforderung ist, denn Fischen ihren Lebensraum zu retten!“