Forelleneier entwickeln sich innerhalb weniger Sekunden nach der Befruchtung und verändern sich weiter, bis sie schlüpfen. Während dieser Entwicklungsphase gibt es mehrere Stadien, die wichtige Marker dafür sind, wann die Eier zur Handhabung, Verarbeitung und Transport bereit sind. Die Entwicklungsgeschwindigkeit hängt von der Wassertemperatur ab und wird als „Tagesgrade“ bezeichnet. Die genaue Aufzeichnung und Überwachung der Temperatureinheiten ist für die erfolgreiche Produktion, Transport und Aufzucht von Forelleneiern von entscheidender Bedeutung.
Theoretische Angaben lt. Literatur
Da bei den Bachforellen für die Eientwicklung durchaus auch andere Werte gelten, wie Wassertemperatur und Zeit, gibt es in den Angaben in der Literatur eine recht große Spreizung. Man sieht an nachfolgenden Beispiel, dass zwischen den Angaben von Igler und von Hochleithner, bei einem angenommen Mittelwert von 6,5 °C, der Schlupf zwischen 55 und 70 Tagen angegeben ist, was eine doch recht große Differenz ergibt.


Daten aus dem Bruthaus in Ebensee
Vom „Fischereimanagement Salzkammergut“ (FRMSK) haben wir in der Zwischenzeit eigene Aufzeichnungen, um die wichtigen Phasen der Bachforellen-Eierstadien zu kennen und damit planen zu können.
Tage bis zur Erreichung des Augenpunktstadium

Auch bei den eigenen Aufzeichnungen, geht es uns nicht viel anders und auch wir haben eine Spreizung bei den unterschiedlichen Jahrgängen, bis zum Zeitpunkt zur Erreichung des Augenpunktstadium. Wobei zu vermerken ist, dass wir bei den Jahrgängen 2021-2022, 2022-2023 und 2023-2024 nicht die tatsächlichen Termine der Erreichung des Augenpunktstadium aufgezeichnet haben, sondern die Termine, wo die Eier im Augenpunktstadium per Cocooning ausgebracht wurden. D.h. für diese Jahrgänge sind ca. 1 Woche bis 10 Tage abzuziehen, um auf den Starttermin für das Augenpunktstadium zu kommen. Erst mit dem Jahrgang 2024-2025 haben wir bei 6,5 °C Wassertemperatur vom Quellwasser im Bruthaus, einen Zeitraum von 38 Tagen, oder 247 Tagesgraden, bis zur Erreichung des Augenpunktstadium.

Aufzeichnungen im Bruthaus sind das Rückgrat einer erfolgreichen Forellenzucht. Sie dienen als wertvolle Datensammlung, die es ermöglicht, Zuchtprozesse zu optimieren und langfristig erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen.
Warum sind Aufzeichnungen so wichtig
- Planung: Durch genaue Aufzeichnungen wollen wir die Entwicklung der Eier genauer vorhersagen und so rechtzeitig die nächsten Schritte wie das Ausbringen per Cocooning, das Schlüpfen oder das Überführen in größere Becken planen.
- Optimierung: Vergleiche zwischen verschiedenen Bruten und Jahren helfen, herauszufinden, welche Bedingungen für die optimale Entwicklung der Eier am besten geeignet sind.
- Fehleranalyse: Sollten Probleme auftreten, können Sie anhand der Aufzeichnungen schnell die möglichen Ursachen identifizieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.
- Dokumentation: Eine lückenlose Dokumentation ist unerlässlich, um die Qualität Ihrer Zucht zu gewährleisten und eventuelle Auflagen oder Zertifizierungen zu erfüllen.
Welche Werte sind besonders wichtig
- Tage: Die genaue Anzahl der Tage, die die Eier für jede Entwicklungsphase benötigen, ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit der Eier und die Effektivität der Brutbedingungen.
- Wassertemperatur: Die Wassertemperatur beeinflusst maßgeblich die Entwicklungsgeschwindigkeit der Eier. Schwankungen können zu Entwicklungsstörungen führen.
- Sauerstoffgehalt: Ein ausreichender Sauerstoffgehalt ist lebensnotwendig für die Embryonen. Regelmäßige Messungen sind daher unerlässlich.
- pH-Wert: Der pH-Wert des Wassers beeinflusst die Aufnahme von Nährstoffen und kann das Wachstum der Eier beeinflussen.
- Beleuchtungsdauer: Die Beleuchtungsdauer kann die Entwicklung der Eier beeinflussen und sollte daher ebenfalls aufgezeichnet werden.

Welche weiteren Faktoren sollten berücksichtigt werden
- Eierqualität: Die Qualität der verwendeten Eier hat einen großen Einfluss auf den Bruterfolg.
Daher die unterschiedlichen Chargen je Abstreiftermin, oder auch nach Herkunft der Elterntiere getrennt auflegen und Verwalten. - Brutgeräte: Die Art des Brutgeräts und seine Wartung können die Ergebnisse beeinflussen.
- Wasserqualität: Die allgemeine Wasserqualität, einschließlich der Härte und des Nitratgehalts, kann die Entwicklung der Eier beeinflussen.
- Testumgebungen: Sollten unterschiedliche Bedingungen sein, wie Langstrombecken vs. Vertikalen Brutschrank, oder andere Bedingungen erprobt oder verglichen werden, so sollten diese gesondert mit protokolliert werden um daraus Schlüsse ziehen zu können.
Aufzeichnungen effektiv gestalten
- Regelmäßigkeit: Führen Sie die Aufzeichnungen regelmäßig und gewissenhaft durch.
- Klare Struktur: Erstellen Sie ein übersichtliches Aufzeichnungssystem, in dem Sie alle relevanten Daten erfassen können.
Entwicklungs-Phasen für Bachforelleneier

Tagesgrade
Ein Tagesgrad (TG) definiert ein Grad über Null für einen Zeitraum von 24 Stunden. Beispiel: Wenn Eier ab dem Zeitpunkt der Befruchtung in 10 °C warmem Wasser inkubiert werden, gewinnen sie 10 Tagesgarde (TG) pro Tag.
Akkumulierte Tagesgrade (TG), sind die Temperatureinheiten in °C. Beispiel: Wenn Eier vom Zeitpunkt der Befruchtung an insgesamt 10 Tage lang in 10 °C warmem Wasser inkubieren, haben sie TG von 100.
Sollte sich kälteres Wasser während der Entwicklungsstadien ergeben, so verlangsamt sich nicht nur die Entwicklung, sondern verzögert auch die Verarbeitung um einige zusätzliche Tage, denn die Entwicklung der Eier verläuft nicht linear, sondern verlängert sich.

Phase 1 – Befruchtung 0 TG
Findet statt, wenn lebensfähige Spermien in die Eizelle gelangen. Nach der Befruchtung werden die Eier nach einer Wasserhärtung von mindestens 45 Minuten in Brutkästen gelegt.

Phase 2 – Wasserhärtung 1-12 TG
Während dieser Zeit von bis zu 24 Stunden nach der Befruchtung werden die Eier behandelt, desinfiziert und in Brutkästen gelegt. In diesen Zeitraum können sie auch noch transportiert werden.


Phase 3 – Inkubation 20-200
Während dieser Zeit reagieren die Eier äußerst empfindlich auf Bewegung und Störungen.

Phase 4 – Eier im Augenpunktstadium
Die Augen werden sichtbar und das Ei wird härter und robuster. Sobald die Augenentwicklung abgeschlossen ist, können die Eier aus dem Inkubator (Brutgerät) genommen und schrittweise verarbeitet werden, um die Eier nicht zu stressen. Der Sauerstoffbedarf der Eier steigt während dieser Phase zum Augenpunkt. Die unfruchtbaren und toten, weißen Eier können leicht von den befruchteten gesunden Eiern getrennt werden.

Phase 4a – Ausbringen per Cocooning
Jetzt ist der Zeitpunkt, mit einer Zeitspanne von mehreren Tagen, in dem die Augenpunkteier per Cocooning oder „Artificial Nest“ in die Gewässer ausgebracht werden. Dazu ist es je nach Menge der auszubringenden Eier gut, wenn man schon Vorbereitungen zu den „Laichplätzen“ getroffen hat.

Phase 4b – Schlupfen lassen
Das Schlüpfen der Eier dauert 6-7 Tage, aber das hängt ganz von der Temperatur des Brutwassers und den Strömungsbedingungen ab. Das Schlüpfen ist normalerweise innerhalb von 2 bis 4 Tagen nach Beginn abgeschlossen. Es ist wichtig sicherzustellen, dass der Wasserfluss aufrechterhalten wird und dass die Siebe während dieser Zeit von den Schalen der Bruteier gereinigt werden.


Bei vertikalen Brutkästen müssen die Schalen geöffnet und der Bestand mindestens einmal täglich überprüft werden. Alle Eierschalen und toten Eier müssen entfernt werden. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass sich die Brut im richtigen Entwicklungsstadium befindet, bevor sie in die Aufzuchtbecken gegeben wird.
Phase 5 – von der Larve zum Brütling

Der optimale Zeitpunkt ist, wenn an die 90 % der Population bereit sind, nach oben zu schwimmen und Futter aufzunehmen, was je nach Wassertemperatur im Brutkasten zwischen 14 und 20 Tagen nach dem Schlüpfen entspricht. Larven, die zum optimalen Zeitpunkt in die richtige Aufzuchtumgebung gegeben werden, weisen eine minimale Sterblichkeit und maximale Wachstumsraten auf.
Nachdem die Dotterreserven erschöpft sind, kommt der Hunger und eine noch recht schwierige Lernphase den Larven, die Futter Aufnahme zu starten.
An-Fütterung der Jungfische
Die erste Fütterung der Forellen ist entscheidend, um einen sanften Umstieg aus jeder Fischcharge sicherzustellen. Die Art des Futters, die Häufigkeit der Fütterung und die Art der Verabreichung des Futters sind wichtig. Es wird dringend empfohlen, einen seriösen Futterhersteller zu verwenden. Oft scheinen das gute Fischfutter teuer zu sein, aber es wird nur wenig Futter benötigt und kostengünstige Nahrung ist selten die besten für die Fische. Dazu gibt es gesonderte Abhandlungen von der BAW in Scharfling und auch wir sind hier am testen um eine optimales Futter für unsere Brütlinge zu haben.

Futtermittel
Futtermittel für Jungfische und Jungforellen erfordern einen höheren Protein- und Energiegehalt als Futtermittel für größere Fische. Futter für Jungfische und Jungforellen sollte etwa 50 % Protein und 15 % Fett enthalten. Man sollte Vermeiden, Futter für größere Fische zu zermahlen, da dieses oft nicht die richtigen Mengen oder Verhältnisse wichtiger Inhaltsstoffe enthält, die „Erstfütterungsfische“ benötigen.

Sobald ein hochwertiges Futter ausgewählt und die Futtermenge bestimmt wurde, ist die nächste Überlegung, wie die Fische gefüttert werden sollen. Die Jungfische sollten beim ersten Füttern mindestens zehnmal am Tag mit einer kleinen Menge per Hand gefüttert werden, bis alle Fische aktiv fressen. Das Prinzip ist, weniger Futter, dafür aber häufiger zu füttern, da die Jungfische durch das Futter herausgefordert werden müssen, um mit dem Fressen zu beginnen.
Futterspender
Nach dieser Zeit ist ein automatischer Futterspender am praktischsten, bei dem man die Fische zwei- oder dreimal täglich von Hand füttern kann, um sie zu beobachten. Wenn die Brut wächst, kann die Häufigkeit der Fütterung allmählich auf etwa fünfmal täglich verringert werden. Forellen können bei jeder Fütterung etwa 1 % ihres Körpergewichts an Trockenfutter aufnehmen, daher sollte die Häufigkeit entsprechend angepasst werden.

Da Jungfische rasch an Gewicht zunehmen, sollten in den ersten vier bis sechs Wochen der Fütterung wöchentlich Proben gezählt und die tägliche Futterration entsprechend dem Gewicht angepasst werden.
Beobachtungen
Wenn die Jungfische weniger als 5 cm groß sind, sollte das Futter über mindestens 2/3 der Wasseroberfläche verteilt werden. Wenn das Futter nur am Zulauf zugeführt wird, ist es wahrscheinlich, dass nur die stärksten und größten Fische fressen und es zu keinem gleichmäßigen Wachstum kommt.
Sobald die Jungfische in die Aufzuchtbecken gesetzt wurden, ist es sehr wichtig, sicherzustellen, dass die Wasserströmung richtig sind. Die Strömung sollte ausreichend sein, um alle Jungfische mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, aber nicht zu viel, da die Jungfische sonst durch das Schwimmen erschöpft werden.

Idealerweise sollten die Jungfische gut im gesamten Aufzuchtteich verteilt sein. Wenn die Jungfische alle am Zulauf dicht gedrängt sind, ist die Strömung wahrscheinlich nicht ausreichend, um ausreichend Sauerstoff zuzuführen. Wenn die Jungfische alle am Ablauf dicht gedrängt sind oder gegen die Ablaufsiebe gedrückt werden, ist die Strömung wahrscheinlich zu stark. In beiden Fällen ist mit einer hohen Sterblichkeit zu rechnen.
Fütterungstabelle
Obwohl die Verwendung einer veröffentlichten Fütterungstabelle dringend empfohlen wird, sind Tabellen nur Richtlinien und die individuelle Beurteilung sollte auf der Grundlage von Beobachtungen erfolgen. Überfüttern Sie nicht. Futter, das sich am Boden des Beckens absetzt, bleibt ungefressen. Übermäßiges Futter führt zu einer Verschlechterung der Wasserqualität und fördert Krankheiten. Entfernen Sie überschüssiges Futter umgehend aus der Rinne.

Substratmatte
Zu diesem Zeitpunkt der Entwicklung kann es sinnvoll sein, eine „Substratmatte“ auf den Boden des Aufzuchtbeckens zu legen. Das Prinzip besteht darin, dass die Jungfische so für einige Zeit von der Strömung verschont bleiben und sich ausruhen können. Mit Substratmatten haben wir noch keine Erfahrung, werden jedoch in der Literatur empfohlen und sollen zu einem besseren Ab-Wachsen der Brütlinge führe. Wir werden das in der Saison 2024-2025 testen.

Forellen wachsen während der Aufzucht in der Aquakultur zumeist in reizarmen Haltungseinrichtungen ohne jegliche Strukturen auf. Dies erleichtert die Handhabung sowie die täglichen anfallenden Arbeitsroutinen. Die Haltungsumgebung ist aber monoton und wenig naturnah. Durch den Einsatz von Substratmatten und auch von charakteristische Elemente des natürlichen Lebensraums in der Brutrinne sollen helfen weniger Brütlinge mit Pilzbefall zu haben, wobei wir dies bei uns kaum haben. Wichtiger und logischer erscheint uns jedoch, für unsere Erzeugung von Besatzmaterial für unsere Gewässer zu sein, dass wir die natürlichen Instinkte der Brütlinge, um sich zu verstecken und in Ruhephasen, sich in einen Unterstand einzustellen als sehr wichtig. Wir werden Substratmatten und Strukturelemente in der Brutrinne in der Saison 2024-2025 testen.
Resümee
Wenn sie die Umstellung auf Futter überstanden haben und zu Brütlinge von 3-5 cm herangewachsen sind, sollte man sich je nach Witterung, Wasserstand, Schneeschmelze und der Planung ihres neuen Lebensraum Gedanken machen.
Für jede Fischzucht ist es wichtig, standortspezifische Werte für die Zeitspanne zu ermitteln, die zum Erreichen dieser optimalen Stadiums erforderlich sind.
Weitere Informationen

Die Zukunft der Fischerei liegt in unseren Händen.
Durch die Arbeit mit unseren wissenschaftlich fundierten Best Practices,
im Umgang mit Wassertieren, versuchen wir deren Bestände zu erhalten.
Zitat von Robert Arlinghaus