FISCHOTTER KARTIERUNG UND MONITORING

Der Fischotter war lange Zeit im Inland gefährdet. Die Population hat sich in den vergangenen Jahren aber wieder stabilisiert. Neueste Forschungsergebnisse bestätigen diese Tatsache. Im Zuge des OÖ
Fischotter-Monitorings der Karl-Franzens-Universität im Auftrag des Landes Oberösterreichs konnte ein günstiger Erhaltungszustand nachgewiesen werden. Das ist eine wichtige objektive Grundlage für
künftige Managementmaßnahmen.

Pressekonferenz mit Fr. Landesrätin Michaela Langer-Weninger

Ist die Aussage und Interpretation der Bestandsaufnahme, bei der Pressekonferenz, am 8. Februar 2022, durch Fr. Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Dr. Steven Weiss vom Biologie-Institut der Karl-Franzens-Universität Graz.

In der Natur gibt es für alle Lebewesen Platz, auch für den Fischotter. Doch dieses Tier, welches in
Österreich bei der Aktion „wir holen den Fischotter zurück“ wieder ausgesetzt wurde zeigt, dass die
Diskriminierung von Landbewohnern durch unwissende Stadtbewohner (und deren finanzielle Unterstützung/politisches Gewicht) Dimensionen annimmt die besorgniserregend sind, besonders für die Zukunft. Sieht man in die Vergangenheit, wurde schon im Mittelalter der Fischotter gejagt, damals aus wirtschaftlichen Gründen: das Fell war heiß begehrt und auch das Fleisch diente in der Fastenzeit für Abwechslung (zählte er doch als Wasserbewohner zu den Fischen). Doch seitdem hat sich viel getan, so regulierte der Mensch die Flüsse, baute Staudämme und vergiftete zwischenzeitlich die Flüsse durch Abwässer, ehe er sauberes Wasser in seiner Umgebung wollte und strenge rechtliche Richtlinien beschloss und Kläranlagen vorschaltete. In dieser Zeit (als wir Gewässer hatten, die stark mit Schwermetall versetzt waren) war der Fischotter bedroht und es musste davon ausgegangen werden, dass er über kurz oder lang verschwindet. Denn dieser ist, was die Wasserqualität angeht empfindlich und wurde oftmals fortpflanzungsunfähig. Daher konnte er sich nicht in Regionen mit einer Industrie halten, denn diese leitete alles in die betreffenden Gewässer ein. Doch wie wir alle wissen, ist diese Zeit vorbei und der Fischotter erfreut sich seitdem bester Gesundheit. Es geht mittlerweile soweit, dass er in zahlreichen Gebieten so stark auftritt, dass die Biodiversität durch ihn gefährdet ist. So verschwinden nicht nur Fischarten, sondern da er ein Marder ist: Vögel, Amphibien, Insekten und seltene Muschelarten etc.. Seine Feinde sind laut Büchern: Bären, Wölfe und Luchse. Aber mal ganz ehrlich, wo kommen besagte Arten den noch vor und in welcher Anzahl? Bzw. wenn sie vorkommen, ist der Fischotter nicht oben auf deren Nahrungsliste. Sein größter Konkurrent, der für ihn ein Problem ist, ist das Kraftfahrzeug, welches den einen oder anderen erlegt. Aber die Anzahl an Ottern die durch den PKW erlegt werden, ist überschaubar. Es ist eher der Hungertod (durch zu wenig Nahrung) welche dem Fischmarder besonders im Winter zusetzt, hier muss er oftmals in die Flüsse ausweichen, da Wiesen und Teiche zugefroren sind und richtet dort erheblichen Schaden an.

Fischotterkartierungen im Februar 2021

Gestartet wurde das Monitoring Anfang 2021. Die Fischotterkartierungen im Jahr 2021 dienen vorrangig der Feststellung des Fischotterbestandes im Land Oberösterreich nach der Europäischen Standardmethode beziehungsweise der Kontrolle von Brückenstandorten. Zusätzlich sind DNA-Analysen von acht Fließgewässern vorgesehen. Ziel der Fischotterkartierungen ist einen genauen Überblick über den Fischotterbestand und die Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere zu erhalten. Der nachfolgende Bericht ist eine Aufzeichnung unserer Kartierung im Fischereirevier Oberes Salzkammergut (FROSKG).

EINFÜHRUNG

Europäische Standardmethode

1977 entwickelten englische Fachleute eine sog. Stichproben-Methode, die von der IUCN/SSC Otter Specialist Group 1984 empfohlen und im Jahr 2000 als Europäischer Standard veröffentlicht wurde. Eine flächendeckende Kontrolle aller Gewässer ist in der Praxis nicht realisierbar. Daher werden sogenannte „Stichprobenorte“ untersucht: Je vier der Stichprobenorte liegen in einem 10 x 10 km Quadrat (je 1 Kontrollpunkt / 5 x 5 km2). In Oberösterreich kommt eine abgewandelte Form dieser Methode zum Einsatz, da diese zu besseren Ergebnissen führt. Hier werden mindestens 4 Brücken je 10 x 10 km Quadrat geprüft. Diese Methode fand auch bei Fischotterkartierung im Jahre 2012 (Kranz & Polednik 2013) Verwendung, wodurch eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse gegeben ist. Da im Sommer deutlich weniger Nachweise gefunden werden, und im Frühjahr häufig Hochwasser die Suche behindert, werden Verbreitungserhebungen vorrangig im Herbst/Winter durchgeführt. Die Stichprobennahme (der Losungen) wird dabei unter Brücken durchgeführt. Unter Brücken, mit breiten, sandigen Uferstreifen, ist die Wahrscheinlichkeit Fischotterspuren zu finden, sehr viel höher als an grasbewachsenen Rohrdurchlässen. Wird an einem Stichprobenort ein Nachweis des Otters gefunden, wird der Stichprobenort als „positiv“ bewertet. Werden unter der Brücke und in unmittelbarer Nähe (100 m) keine Nachweise gefunden, so gilt der Stichprobenort als „negativ“. Der Prozentsatz „positiver“ Stichprobenorte, die in einem bestimmten Gebiet gefunden wurden, erlaubt eine Einschätzung der Verbreitung des Otters und ermöglicht einen Vergleich zwischen Regionen. Die standardisierte Methode ermöglicht die Erstellung digitaler Verbreitungskarten auf internationaler Ebene. Zudem lassen sich auch Flächen darstellen, auf denen nach der beschriebenen Methode gesucht wurde, sich aber keine Nachweise fanden

Was gilt als Nachweis?

Als Nachweis des Vorkommens von Fischottern können für diese Kartierung nur Trittsiegel und/oder der Kot gelten. Beide Hinterlassenschaften sind dem Otter eindeutig zuzuordnen, sofern sie deutlich ausgeprägt und noch nicht zu sehr verwittert sind. Fischotter hinterlassen häufig Spuren, die ihnen nicht eindeutig zugeordnet werden können. Diese nicht eindeutig identifizierbaren Spuren können Wälzplätze und Fraß Reste sein. Selbstverständlich sind auch Tot- und Lebendfunde (zum Beispiel Findelkinder) Nachweise, die mit den entsprechenden Daten aufgenommen werden. Sichtbeobachtungen sollten durch Fotos belegt sein, da die Verwechselungsmöglichkeiten mit Nutria, Bisam, Biber und Nerz mitunter recht groß sind. Im Jahre 2012 (Kranz & Polednik 2013) fand bereits eine oberösterreichweite Kartierung von 521 Brückenstandorten statt. Die Ergebnisse sind in nachfolgender Abbildung nach Flusseinzugsgebiet abgebildet dargestellt.

Nachweisdichten in den Gewässereinzugsgebieten im Jahre 2012 (Kranz & Polednik 2013).

Um eine Abschätzung über den gegenwärtigen Fischotterbestand zu erhalten und Managementmaßnahmen setzen zu können, sollen diese 521 Brückenstandorte plus einige weitere kontrolliert werden. Dafür wurden an allen oberösterreichischen Gewässer Kartierungseinheiten gegliedert. Wir im FROSKG haben folgende Beobachtungspunkte dabei, die wir von der Überprüfung her auf drei „Spurensucher“ aufgeteilt haben.

Kartierung im FROSKG

Warum nur vier? Der Formalismus ist recht aufwendig und je mehr Leute darauf eingeschult werden müssen, umso mehr Zeit verlieren wir bei der Kartierung. Daher haben wir uns die Kontrollpunkte im FROSKG auf 4 Personen aufgeteilt.

Es werden die Otter Kartierung im FROSKG, wie auf der Grafik ersichtlich aufgeteilt und durchgeführt.

IDENTIFIKATION von FISCHOTTERNACHWEISEN:


Losungen

Die Losung (Exkremente, Kot) des Fischotters ist der sicherste und am leichtesten zu führende Nachweis des Fischotters. Es handelt sich dabei in der Regel um recht formlose, rund fingernagelgroße bis mehrere Zentimeter lange Häufchen, welche meist mit Nahrungsresten (Schuppen, Gräten, Wirbeln, Amphibienknochen und Krebsschalen) durchsetzt sind.

Kot (Quelle: Kranz & Polednik 2013)
Sehr deutlich sind im Otter Kot die Überreste seiner Beute (z.B. Fischschuppen oder Gräten) erkennbar. (Quelle: otterspotter.de)
Weiters werden durch den Otter auch Fischotteranalsekrete, sogenanntes Jelly, abgeben. Dieses Jelly gilt ebenfalls als Nachweis. (Quelle: otterspotter.de)

Trittsiegel

Auch Trittsiegel gelten als Nachweis, sind jedoch teils schwer identifizierbar und verwechselbar. Selbst auf optimalem Untergrund ist nur bei rund einem Drittel aller Trittsiegel der Fußabdruck vollständig. Darüber hinaus sind diese auch noch leicht vergänglich.

Trittsiegel des Fischotters mit Größenangabe und Bild (otterspotter.de), rechts, Hinterlauftrittsiegel (aus Reuther et. al. 2000)
Vergleich zwischen Fuchs – Hund – Fischottertrittsiegeln (otterspotter.de)

Sonstige Spuren

(Fraß Plätze, Höhlen, Ein- und Ausstiege, Schwimmspuren)

Ansammlungen von Fischschuppen können viele Ursachen haben: Greifvögel, Mink oder auch Bisam fressen an Fischkadavern. Sauber skelettierte Fische weisen eher auf Rattenfraß hin, welcher nicht eindeutig einem Prädator zuzuordnen sind. Bei vom Otter angefressenen Fischen bleibt nur selten etwas vom Skelett übrig. Bei größeren Fischen, können Fischotter als typisches Fraß Bild Ausbisse im Kehlbereich verursachen.

Laichreifer Bachforellen Rogner aus der die Eier herausquellen. (Quelle: ww.whuberpower.com, Weissenbach Tal)
Vom Otter aufgerissene Regenbogenforelle. (Quelle: Peter, Goiserer Traun)
Zwar nicht ganz erwischt, jedoch zum Sterben verurteilt ….. (Quelle: Peter, Goiserer Traun)
Perlfisch Kadaver beim Fischaufstieg beim Schenner Polster. (Quelle: Günther, Ischl)
Vom Otter attakierte Äsche! Jetzt gehts ans Familiensilber. (Quelle: Peter, Goiserer Traun)
In der Zwischenzeit haben wir einige Wild Kameras aufgehängt, die laufend Otter
Sichtungen Meldungen ….. (Quelle: Manfred, Revier Ischl)

Auch bei angefressenen Fröschen und Schlangen ist nur schwer einschätzbar von welchem Tier diese erbeutet wurden. Fischotter entfernen beim Fressen von Kröten regelmäßig die Krötenhaut, die am Fraß Platz als Hülle liegen bleibt.

Höhlen in der Uferböschung sind nur ein Nachweis falls dort Trittsiegel (oder auch Kot) gefunden werden. (otterspotter.de)

Erfassungsbogen – Anleitung:

Für eine erfolgreiche und ordnungsgemäße Kartierung sind jedenfalls folgende Utensilien notwendig:
Felderhebungsbogen
 Brücken-Lageplan in Maßstab 1:25.000 (wird postalisch gemeinsam mit den Felderhebungsbögen übermittelt)
 Maßband
 Kamera (oder Handy mit guter Kamera)
 Gummistiefel oder Wathose

Ausrüstung für den „Fährtenleser“ (Foto: © by DI Karl Fehrer)

Die Felderhebungsbögen sind vollständig und prinzipiell mit Bleistift leserlich auszufüllen.
Generell ist jeder Brücken-Standort mit mind. einem Foto zu dokumentieren! Die Fotos sind mit der Ref.Nr. (Brücke) abzuspeichern (z.B. Punkt 4 = 4_IMG_20323424) oder auszudrucken. Die Fotonummer ist auf dem Felderhebungsbogen einzutragen.

Felderhebungsbogen

In den Felderhebungsbogen ist der Name des Kartierers einzutragen. Der Nachname ist zur besseren Lesbarkeit in BLOCKBUCHSTABEN auszufüllen. Für die jeweiligen Kartierungseinheiten werden für die Kartierer Übersichtskarten und Detailpläne im Maßstab 1:25.000 mit Koordinaten zur Verfügung gestellt. Dieser Detailplan ist mit der Brückennummer und der Kartierungseinheit beschriftet und sollte im Anschluss an die Kartierung an den Erhebungsbogen angeheftet werden. In das Feld „Ref.Nr. (Brücke)“ ist die Brückennummer einzutragen. Koordinaten können vom Detailplan übernommen werden, der Gewässername ebenfalls. Die Gewässerbreite ist im Kartierungs Bogen in einer von drei Kategorien einzutragen, nämlich unter 5 m Breite, 5 – 15 m Breite und über 15 m Breite. Die Breite kann geschätzt werden, zum Beispiel durch Abschreiten der Brücke. Das Messen aus dem Luftbild wäre vorzuziehen. Bei der Wasserführung ist der zum Zeitpunkt der Kartierung vorherrschende Wasserstand einzutragen. Wenn vorhanden, ist ein Pegel in der Nähe heranzuziehen. Dieser ist unter hydro.ooe.gv.at abrufbar. Im Falle eines Hochwasserereignisses ist die Kartierung einzutragen und kann abgebrochen und an einem anderen Tag nachgeholt werden.

Unter Verbauungsgrad Uferlinie ist der Ausprägung der Strecke (nicht der Brücke!) in einem Umkreis von ca. 200 m anzugeben. Dabei ist zwischen natürlich bis naturnah mit Uferbewuchs, gesichert (mit Wasserbausteinen, lichten Blockwurf etc.) und stark verbaut (begradigt und gesichert) zu unterscheiden. Unter Typnummer Umland ist einzutragen ob es sich um eine Ortsstrecke, also im verbauten Gebieten bzw. Siedlungsgebiet oder eine Freilandstrecke handelt. Als Übergangsstrecken sind Gewässerabschnitte einzutragen, wenn diese nicht eindeutig zuordenbar sind, bzw. mehr oder weniger stark verbaut sind (Ausleitungsstrecken von Kraftwerken, begradigte Strecken etc.).

Erhebungsbogen

Ausfüllhilfe: siehe Rückseite

Dienstag, 08. Februar 2022 – Vorstellung der Ergebnisse

Der Otter ist in der Nacht unterwegs. Viele Wild Kamera Aufnahmen dokumentieren den „sehr guten Erhaltungszustand“ an unseren „alpinen Gewässern“ im Salzkammergut.

Der Fischotter ist für den einen schützenswerter und liebenswerter Flussbewohner, für die anderen ein räuberischer und gieriger Schlinghals, den es zu regulieren gilt. Die Wahrheit liegt wie bei jedem strittigen Thema irgendwo in der Mitte und schlägt abhängig vom jeweiligen Standpunkt (und Standort) in die eine oder andere Richtung des Pendels aus. Für das Land Oberösterreich und seine neue Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger zählt jedoch der rein objektive Sachverhalt. In diesem Sinne hat das Land beim Biologie-Institut der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz eine Studie zur Populationsgröße des Fischotters an den heimischen Fließgewässern in Auftrag gegeben.

Unter der Leitung von Dr. Steven Weiss wurde untersucht wie der Erhaltungszustand und damit ein etwaiger erforderlicher Schutzstatus des Fischotters in Oberösterreich zu beurteilen ist. Das Ergebnis ist ein erfreuliches: Die Liste der gefährdeten Tierrassen im Land ob der Enns kann um einen Namen gekürzt werden. Der Erhaltungszustand der schwimmenden Marderart wird von den Experten als „günstig“ eingestuft. „Das Fischotter-Monitoring hat belegt, was vielen aus eigener Wahrnehmung bereits klar war:

Der Fischotter ist längst wieder flächendeckend und in angemessener Zahl in Oberösterreich zuhause.

OÖ Fischotter-Monitoring: Details zur Studie

Ein fast 70-seitiger Abschlussbericht ist das Ergebnis der umfassenden Studie zum Fischotter-Bestand in Oberösterreich. Die „Studie zur Populationsgröße des Fischotters an den Fließgewässern Oberösterreichs“
– so der offizielle Titel – wurde von Dr. Tamara Schenekar unter Leitung von Professor Dr. Steven Weiss im Auftrag des Landes Oberösterreich durchgeführt. „Ziel des Projekts war es die aktuelle Verbreitung des Fischotters in Oberösterreich zu erheben, als auch die Größe der Gesamtpopulation des Eurasischen Fischotters an den Fließgewässern zu schätzen. Des Weiteren sollte auch der Beitrag des Bundeslandes Oberösterreichs zum guten Erhaltungszustand des Fischotters in der alpinen sowie der kontinentalen biogeografischen Region Österreichs evaluiert werden“, erläutert Dr. Weiss. Die praktische Komponente der Studie war das Projekt „Fischotter Monitoring“. Hierzu wurden Fischotter-Losungen unter Brücken gesammelt und genetisch analysiert. Insgesamt 524 Monitoring Brücken, flächendeckend über Oberösterreich verteilt, wurden begangen. Bei der Auswahl der Monitoring Brücken wurde neben der Eignung der Brücken zur Losungsabgabe auch auf eine Verteilung von vier Monitoring Brücken je 10x10km Rasterquadrat geachtet (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Verteilung der 524 Monitoring Brücken über das Bundesland Oberösterreich.
© Karl-Franzens Universität Graz; Schenekar, T., Weiss, S. (2021

Anhand der erhobenen Daten kann man sagen, dass der Fischotter grundsätzlich in ganz Oberösterreich verbreitet ist. An 77 Prozent aller überwachten Brücken konnte ein positiver Nachweis für das Vorkommen festgestellt werden“, berichtet Biologe Weiss vom erfreulichen Ergebnis des Fischotter-Monitorings.

Ein Otter Paar bei der Seeklause am Auslauf vom Hallstättersee in die Goiserer Traun. Gerade in diesen Bereich, wo wir noch Äschen Bestände, werden diese massiv durch eine Überpopulation von Otter geschädigt.

Den niedrigsten Anteil an Fischotter-positiven Brücken weist das Einzugsgebiet der Traun zwischen den Städten Steyr, Wels, Grieskirchen und Linz auf. Den höchsten Anteil an „Fischotter-positiven“ Brücken hingegen hat das Einzugsgebiet der linken Donauzubringer (Mühlviertel) vorzuweisen. Diese Region wird auch als eines von zwei Rückzugsgebieten gehandelt, in dem der Fischotter nachdem er im 20. Jahrhundert beinahe in Österreich ausgestorben war, überlebt hat. „Die Reliktpopulation im Mühl – und Waldviertel, dürfte eine der beiden Quellpopulationen für die Wiederausbreitung des Fischotters in Österreich gewesen sein. Auch in Oberösterreich ist von dort ausgehend eine klare Wiederansiedelung auf der gesamten Bundeslandfläche beobachtbar“, so der Experte. Während der Fischotter 1990 noch in die Rote Liste der in Österreich gefährdeten Säugetierarten aufgenommen werden musste und 1992 mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) europaweit unter Schutz gestellt wurde, hat sich in den vergangenen 20 Jahren hierzulande eine rasche Verbesserung vollzogen. Während 2001 der Fischotter noch auf 52 Prozent (%) der Landesfläche nachgewiesen wurde, sprach man bei der letzten Fischotter-Erhebung im Jahr 2012 bereits von einer flächendeckenden Verbreitung im Land ob der Enns. „Daran hat sich nichts geändert. Auch bei der aktuellen Studie gehen wir von einer Landschaftsabdeckung von 95 Prozent aus“, so Dr. Weiss. Die Darstellung auf der nächsten Seite untermauert dieses Ergebnis grafisch. Sie zeigt aufgrund der vielen Positivnachweise bei der Brückenkontrolle 2021 ein fast durchwegs grün gerastertes Oberösterreich.

Abbildung 2: Jeder Datenpunkt stellt eine Monitoringbrücke dar und die Farbe kodiert den Nachweis von Fischotterlosungen an dem Standort (grün: Nachweis positiv, rot: Nachweis negativ; weiß: keine Daten). Die Farbe des jeweiligen Rasterquadrates gibt an, ob zumindest ein Positivnachweis in diesem Rasterquadrat erfolgte (grün) oder nur Negativnachweise (rot). Weiters ist die Lage der beiden biogeografischen Regionen Oberösterreichs (alpin und kontinental) gezeigt. © Uni Graz; Schenekar, T., Weiss, S. (2021)

Fischotterdichte von 0,364 Fischottern je Flusskilometer

Auch die Ergebnisse zur Fischotterdichte und der Populationsgröße sind als äußerst positiv zu bewerten. Letztere dürfte sich im Zeitraum 2012 bis 2021 sogar verdoppelt haben. Zur Ermittlung beider Kenngrößen erklärt Dr. Weiss Näheres: „Die Fischotterdichte wurde mittels einer genetischen Analyse von Kotproben entlang von acht Referenzstrecken mit je 30 Fluss-Kilometern Länge berechnet. Bei dieser Erhebung wurden 88 Fischotter identifiziert und es wurde eine durchschnittliche Dichte von etwa einem Fischotter pro vier Flusskilometer ermittelt.“ Die Anzahl der Individuen schwankte dabei je Referenzstrecke zwischen 6 (Enns) und 14 Tieren (Donau/Große Mühl). Ausgehend von der durchschnittlichen Fischotterdichte wurde die Populationsgröße berechnet. „Die gemittelte Fischotterdichte von 0,364 Fischottern je Flusskilometer wurde auf das Gewässernetz Oberösterreichs extrapoliert und ergab eine Gesamtpopulation von etwa 646 Fischottern“, so Dr. Weiss. Zum Vergleich 2012 wurde die Fischotter-Population auf 200 bis 300 Tiere geschätzt. „Das bedeutet eine klare Zunahme der Fischotterpopulation“, resümiert Landerätin Michaela Langer-Weninger: „Mit einer jährlichen Zuwachsrate von gut 12 Prozent in den vergangenen acht Jahren.“

Genetische Referenzstrecken

Abbildung 3: Lage der acht Referenzstrecken für die genetischen Dichteerhebungen. A: Donau; B: Große Mühl, C: Waldaist, D: Enns, E –Traun 1,
F – Traun 2, G – Schwemmbach, H – Antiesen. © Uni Graz; Schenekar, T., Weiss, S. (2021)

Ausgehend von der FFH-Bewertungspraxis zum Erhaltungszustand einer Art, welche in der EU-Richtlinie gelistet ist, sind bei der Beurteilung vier Parameter zu berücksichtigen: Verbreitung, Populationsgröße,
Lebensraum und Zukunftsaussichten. Insgesamt können für Oberösterreich derzeit alle vier Parameter für den Erhaltungszustand des Fischotters mit ‚günstig‘ beurteilt werden. Somit bewerten wir auch den Beitrag des Landes OÖ zum guten Erhaltungszustand als positiv“, subsumiert Biologe Dr. Weiss abschließend.

Zur Erklärung: In der Tabelle wurden die Parameter zur Beurteilung des Erhaltungszustandes einer FFH-Art, sowie unsere Einschätzung des jeweiligen Zustandes dieses Parameters für den Fischotter in Oberösterreich, getrennt nach der alpinen und kontinentalen biogeografischen Region dargestellt. Die Symbole in den Klammern geben Trends an (positiv (+), gleichbleibend(~))

Quelle: Informationen sind aus den Unterlagen der Pressekonferenz vom 8. Februar 2022 entnommen.

Wildkameras helfen uns im Revier ….

https://www.otterspotter.de/anleitung-isos-spurensuche

Weitere Informationen:

Die Europäische Standardmethode für die für Verbreitungserhebung von Fischotter

„Wir können den Wind nicht ändern, ab die Segel anders setzen.“

Zitat: Aristoteles